Baader Bond Markets
Athen spielt mit Europa „Katz und Maus" - Seite 3
Mit diesen vorsichtigen Maßnahmen ließen sich die Ungleichgewichte zwischen den Euroländern nicht beseitigen, sagt dazu der Grünen-Europa-Abgeordnete Sven Giegold. Damit sei vorprogrammiert, dass weiterhin die EZB die Drecksarbeit mit lockerer Geldpolitik übernehmen müsse. So wie das aktuell wieder passiert. Denn inzwischen hat die Europäische Zentralbank (EZB) den finanziellen Spielraum für griechische Banken bereits zum dritten Mal in 3 Tagen erhöht – zuletzt auf fast 90 Millarden Euro. Mit dem Geld sollen die Banken trotz der Milliarden, die die Griechen derzeit von ihren Konten abheben, zahlungsfähig bleiben, denn der Bank Run in Hellas ist in vollem Gang.
Und der Druck im Kessel steigt. Griechenland muss am Dienstag kommender Woche (30.6.) 1,6 Millarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückbezahlen, was viele dem Krisenland nicht mehr zutrauen. So dürften aus Anleihegewinnen der Zentralbank relativ rasch 1,9 Millarden Euro nach Athen überwiesen werden, wie es in Brüssel heißt. Der Betrag stammt aus Gewinnen, welche die EZB mit angekauften griechischen Staatspapieren im Rahmen ihres SMP-Programms gemacht hat und nun an die Staatskasse in Athen zurückgeben wird. Auch hier gilt: Nur mit Hilfe der EZB ist das nächste Loch zu stopfen!
Störfeuer eines Solisten
Was hat den US-Notenbanker Jerome Powell zu dieser Aussage veranlasst? Powell, der Mitglied im Direktorium der Federal Reserve (Fed) und damit stimmberechtigt im geldpolitischen Ausschuss
(FOMC) ist, hält gleich zwei Leitzinsanhebungen in diesem Jahr für möglich. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung bereits im September setzt er mit 50 Prozent an. Eine weitere Erhöhung
hält er im Dezember für möglich, um eine Bedingung hinterher zu schieben: Voraussetzung sei, dass die US-Wirtschaft ausreichend anziehe. Immerhin erwartet Powell, dass das Wirtschaftswachstum
im zweiten Halbjahr stärker als im ersten Halbjahr ausfällt.
An den Finanzmärkten nimmt Powells Meinung eher eine Minderheitenposition ein. Natürlich hatte die Fed bei ihren Entscheidungen schon immer vor allem das Wohl der USA im Blick. Aber nachdem
sich Fed-Chefin Janet Yellen stets vorsichtig bezüglich einer Zinserhöhung ausdrückt und der IWF gar vor einem zu frühen Schritt gewarnt hat, dürfte vor Dezember keine Leitzinsanhebung zu
erwarten sein – zumal das Inflationsziel von 2 Prozent noch längst nicht in Reichweite ist. Daher dürften die Aussagen von Powell als Störfeuer eines Einzelnen abzuhaken sein.