Griechenland - Kredite
Griechenland leiht sich frisches Geld am Kapitalmarkt - Wie das denn?
Griechenland ist pleite und kann sich am Kapitalmarkt neues Geld leihen! Wie das? Insgesamt 1,625 Milliarden Euro konnte das Land für 26 Wochen in Form kurzlaufender Staatspapiere aufnehmen. Dies teilte der griechische Rundfunk unter Berufung auf die Schuldenagentur PDMA mit. Die Rendite der Kurzläufer lag wie bei einer vergleichbaren Auktion im Monat zuvor bei 2,97 Prozent. Das erscheint auf den ersten Blick merkwürdig. Wer leiht einem Land am Rande des Staatsbankrottes Geld und dann noch zu gleich gebliebenen Zinsen? Nochmal zur Rekapitulation: Dazwischen lag eine Referendum mit eindeutigem NEIN an die Gläubiger des Landes, die Banken sind zu, Kapitalverkehrskontrollen wurden eingeführt, eine Rate in Milliardenhöhe an den IWF nicht gezahlt, Abstufungen durch die Ratingagenturen inklusive. Nicht gerade eine guter Leumund.
Wie ist das zu verstehen? Athen muss am Freitag, den 10. Juli, zwei Milliarden Euro an Schulden so genanter T-Bills (Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit) refinanzieren. Was macht man, wenn man kein Geld hat, man versucht neues zu bekommen. Sprich: Das Geld für die Kurzläufer wird umgewälzt. Das restliche Geld sollte dann am Donnerstag in die Kasse fließen. Käufer der Kurzläuferanleihen sind im Wesentlichen die Banken, die Griechenland am 10. Juli auszahlen müsste. Indem diese jedoch auf die Auszahlung verzichten und neu zeichnen, wird der Kreislauf am Leben erhalten - ein Zahlungsaufschub in Form einer Umschuldung (Lesen Sie auch: Staatlich praktizierte Insolvenzverschleppung - Gute Nacht Europa! Grexit, wenn das Schule macht…)
Warum das für Griechenland so wichtig ist? Das Land darf nicht auf einen Zahlungsausfall bei privaten Gläubigern (in diesem Fall den Banken) hinsteuern. Wäre ein solcher festgestellt, müsste die Europäische Zentralbank (EZB) die Notversorgung griechischer Banken im Rahmen der ELA-Kredite einstellen. Der Geldhahn wäre damit zu! Ein System, das bereits eine Vielzahl an Kritiker auf den Plan gerufen hat: „EZB-Notkredite ermöglichen Kapitalflucht und Kontenräumungen in großem Stil“. (Lesen Sie auch: EZB hält „Zombiebanken“ am Leben – die Zeche zahlen die Anderen sowie auch: Griechische Banken mutieren zu "Zombiebanken" - Notkredite der EZB rechtswidrig!)
Ohne Geld für die Banken und die Bürger Griechenlands würde die unmittelbare wirtschaftliche Realität die politische Realität einholen. Dann könnte alles ganz schnell gehen... Grexit, Geuro, Schuldscheine oder doch Hilfspaket mitsamt Reformen? (siehe: Was, wenn Griechenland die EURO-Druckerplatinen rausholt?).
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Ein Bericht der konservativen griechischen Zeitung „Kathimerini“, das Finanzministerium in Griechenland bereite sich darauf vor, die am Ende des Monats fälligen Staatsgehälter und Renten in Schuldscheine auszuzahlen, wies die Regierung in Athen unmittelbar zurück.