Aktien
Hellas und China im Dramenstreit
Während viele Aktionäre gebannt nach Griechenland blicken, spielt sich ein viel größeres Anlegerdrama momentan im fernen China ab. Waren die Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte schon seit längerem nicht mehr goldgerändert, werden nun auch die Aktienmärkte schwer gebeutelt.
So hat der CSI 300-Index, in dem 300 große festlandchinesische Aktien aus Shanghai oder Shenzhen gelistet sind, binnen drei Wochen fast 40% an Wert verloren. Der ChiNext, ein Index für junge Wachstumsfirmen, kollabierte noch stärker.
Derartige Einbrüche sind für Investoren schmerzhaft, können aber auch für ganze Volkswirtschaften gefährlich werden. Gerade die Vorgänge am ChiNext erinnern uns stark an den Neuen Markt und die Nasdaq zur Jahrtausendwende: das übermäßige und häufig kreditfinanzierte Engagement von Privatanlegern, deren überschäumende Euphorie und die abenteuerlichen Bewertungen vieler Aktien.
Als die Blase seinerzeit platzte, strahlte das auch in die Realwirtschaft aus. Denn wer seinen Konsum durch Börsengewinne finanziert, muss bei ausbleibenden Kurssteigerungen plötzlich umdenken, möglicherweise sogar verstärkt Bestände verkaufen. So kann schnell eine Abwärtsspirale in Gang kommen, in der die Baisse die Baisse nährt.
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Chinas Politiker sind bereits derart alarmiert, dass sie staatlich kontrollierten Großunternehmen Stützungskäufe verordneten, über 1000 Titel vom Handel aussetzen ließen, die Flut von Neuemissionen und Kapitalerhöhungen stoppten sowie ein Konjunkturprogramm auflegten. Eine Stimmungsverschlechterung im Reich der Mitte dürfte indes auch auf die hiesige Börsenstimmung durchschlagen, zumal sie auf teils sportlich bewertete Aktienmärkte trifft und in den USA die erste Zinserhöhung seit fast einem Jahrzehnt droht. So sehr Griechenland im Fokus der Investoren steht – mehr Aufmerksamkeit hat China verdient.