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Gericht legt weitere Termine im Prozess gegen Banker Fitschen fest
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, muss sich in seinem Kalender noch mehr Termine als bislang geplant für seinen Strafprozess vor dem Landgericht München freihalten. Am Dienstag setzte der Vorsitzende Richter, Peter Noll, zwei zusätzliche Verhandlungstage für den 29. September und den 13. Oktober an. Er hoffe zwar, dass diese nicht benötigt würden, dies sei aber nicht sicher.
Fitschen steht zusammen mit seinen Vorgängern Rolf Breuer und Josef Ackermann sowie zwei weiteren Ex-Bankern der Deutschen Bank seit Ende April wegen versuchten Prozessbetrugs vor Gericht. Alle fünf haben nach Auffassung der Staatsanwaltschaft nach einem gemeinsamen Tatplan Richter des Oberlandesgerichts getäuscht, um die Deutsche Bank vor Schadenersatzzahlungen für die Pleite des Medienkonzerns Kirch zu bewahren. Die Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück.
Ackermann hatte sich vergangene Woche nochmals ausführlich zu den Vorwürfen geäußert - die Staatsanwaltschaft überzeugte er damit aber nicht. Ackermann verfolge eine leicht zu durchschauende Strategie, um die Wahrheit zu verbergen, sagte Staatsanwalt Stephan Necknig: "Dr. Ackermann widerspricht sich in zahlreichen Punkten selbst."
Auslöser für die Dauerfehde zwischen Kirch und der Deutschen Bank war ein Fernsehinterview, das der frühere Chef Breuer dem Fernsehsender Bloomberg TV im Februar 2002 auf dem Höhepunkt der Kirch-Krise gegeben hatte. Darin hatte Breuer die Kreditwürdigkeit Kirchs vor laufender Kamera in Frage gestellt. Wenige Monate später war Kirch pleite und Firmengründer Leo Kirch machte Breuer und die Deutsche Bank bis zu seinem Tod dafür verantwortlich.
Der Journalist, der das Gespräch damals am Rande des Weltwirtschaftsforums in New York mit Breuer geführt hatte, erinnerte sich als Zeuge noch gut an das Interview vor 13 Jahren. Die Fragen zu Kirch seien nicht vorher abgesprochen gewesen, erklärte der 46-Jährige. Breuer habe ohne Bedenkzeit geantwortet. "Mein Eindruck war: Das war spontan."
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Dass Breuers Äußerungen die Bank am Ende 925 Millionen Euro Schadenersatz an die Kirch-Erben kosten würden, ahnte der Journalist damals nicht: Aus heutiger Sicht habe er den Nachrichtenwert des Gesprächs unterschätzt, sagte er. Inzwischen gilt es als teuerstes Interview der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Das Ambiente des Gesprächs in einem New Yorker Hotelzimmer war allerdings eher gediegen. "Da fehlt nur noch der Schwenk über die Zahnbürste", merkte Richter Noll an, der das Gespräch bereits zum zweiten Mal auf einem Fernseher des Gerichtssaals abspielte - mit Breuer als Zuschauer in der ersten Reihe./dwi/DP/jha