Goldpreis
Sommerschlussverkauf im Gold – Schnäppchenpreise für Mutige
Die Hoffnung der Gold-Fans, das Schlimmste an Kursverlusten im gelben Edelmetall hätten sie hinter sich, bekam zu Beginn dieser Woche einen heftigen Dämpfer. Im asiatischen Handel rauschte der Goldpreis auf ein Fünf-Jahres-Tief unter die Marke von 1.100 US-Dollar. Die kurzzeitige Erholung zurück über diese Marke ist heute schon wieder Makulatur, die Verluste gehen weiter. Und damit geht auch die Frustration unter den Gold-Anhängern weiter und ist nach fast vier Jahren mit nur fallenden Kursen durchaus nachvollziehbar. Einige werfen nun endgültig das Handtuch, was sich im Nachhinein wie so oft an der Börse aber als Fehler herausstellen könnte. Denn gerade jetzt könnte ein interessanter Einstiegszeitpunkt gekommen sein.
Notenbanken greifen beim Gold weiter zu
Theoretisch gibt es aktuell viele Gründe, die für einen Gold-Anstieg sprechen, zuletzt aber nicht zum Tragen kamen: Die Unsicherheiten rund um Griechenland als auch an den chinesischen Börsen, die
Ausweitung der Notenbank-Bilanzen, zu der in der Vergangenheit eine direkte Korrelation zum Goldkurs in Euro beobachtet werden konnte und die zuletzt
angesprungene physische Nachfrage nach Gold, sowohl von Seiten der Privatanleger als auch der Notenbanken. So erwarben die Zentralbanken im vergangenen Jahr netto die zweitgrößte Menge an Gold seit
50 Jahren, nach dem Höhepunkt in 2012. Im ersten Quartal 2015 lag der Netto-Goldkauf der Notenbanken bei knapp 120 metrischen Tonnen, in etwa so hoch wie im ersten Quartal 2014. Dieser Trend bleibt
damit intakt.
China kommt wieder zurück in den Goldmarkt
Ein Auslöser des aktuellen Ausverkaufs im Gold ist auch in den offiziellen Angaben der chinesischen Zentralbank zu ihren Goldreserven zu finden. Seit 2009 sind diese zwar um 60 Prozent gestiegen,
allerdings damit weitaus langsamer als erwartet. Bedeutet dies aber nun, dass China kein Vertrauen mehr in das Edelmetall hat? Eine solche Annahme wäre möglicherweise verfrüht, denn China versucht
aktuell nicht nur Kapital für die Stützung der Börsen verfügbar zu halten, sondern auch primär die Attraktivität von Aktien aufrechtzuerhalten. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass China zur
Attraktivitätssteigerung der eigenen Währung in den nächsten Monaten beim Gold wieder stärker auf den Kaufknopf drückt.
Starker Dollar drückt auf den Goldpreis
Ein weiterer Grund für den Abverkauf ist auch der anziehende US-Dollar bei gleichzeitig stagnierender Inflation. Damit spielt die Notenbank-Politik eine entscheidende Rolle, wo die Erwartungen an
eine US-Zinswende noch 2015 zuletzt gestiegen sind. Janet Yellen nannte eine Begründung für einen Zinsschritt in diesem Jahr: Sollten sich die Rahmenbedingungen schnell ändern, könnte die Fed der
Entwicklung hinterherlaufen und schnellere Zinsanhebungen beschließen. Mit anderen Worten, die Fed hat Angst davor, dass die Inflation plötzlich wieder anziehen könnte, aber der Spielraum der
Notenbank für eine entsprechende Zinsanpassung begrenzt bliebe. Denn zu schnelle Schritte könnten dann die Wirtschaft wieder abwürgen.
Stimmung für Gold ist am Boden
Dafür, dass wir in diesen Tagen den „finalen“ Ausverkauf sehen könnten, spricht das Sentiment, also die Stimmung und Positionierung der Anleger Gold betreffend. Die Netto-Long-Positionen weisen
laut jüngsten Daten der CFTC das niedrigste Netto-Long-Verhältnis seit der Datenaufzeichnung in 2006 auf. Ein allzu pessimistisches Sentiment liefert häufig die Basis für eine Bodenbildung. So, wie
wir es beispielsweise auch im EUR/USD-Kurs und dem Rekord-Pessimismus im Frühjahr gesehen haben.
Hält das aktuelle Niveau, hat Gold das Schlimmste hinter sich
Aus charttechnischer Sicht sprechen einige Argumente nicht nur für die Möglichkeit einer Bodenbildung, sondern sogar für eine Wiederaufnahme der Aufwärtsbewegung. Zu allererst, der Abwärtstrend
seit der Spitze um 1.900-US-Dollar in 2011 führte den Kurs im Tief zu Beginn der Woche genau bis an das 50%-Retracement der kompletten Aufwärtsrally vom Jahre 2001, bei knapp 1.088 US-Dollar.
Gleichzeitig wurde im Tief genau die Aufwärtstrendlinie aus dem Jahre 2006 getestet. Aus charttechnischer Sicht zeigt sich damit eine Korrekturbewegung über vier Jahre. Seit Mai 2013 hat sich
allerdings auch eine bullische Keil-Formation herausgebildet. Der Ausbruch nach unten konnte aber bisher nicht bestätigt werden, womit auch ein Fehlausbruch möglich wäre, was wiederum positiv für
den Goldpreis wäre. Dazu kommt eine ausgeprägte bullische Divergenz zum MACD im Monats-Chart, welches auf das mögliche Potenzial einer stärkeren Gegenbewegung hinweist. Sollten die
50%-Retracement-Marke und die 2006er Trendlinie nun verteidigt werden, könnte dies den Startschuss für eine neue Aufwärtsbewegung darstellen, die zunächst die Abwärtstrendlinie vom Mai 2013 zum
Ziel haben könnte. Kann der Kurs diese Linie knacken, die aktuell um 1.250 US-Dollar verläuft, nach oben hin durchbrechen, würde die ein weiteres Kaufsignal liefern.
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Nun aber ist es erst einmal wichtig für den Gold-Kurs, die zuletzt getesteten Tiefs zu halten. Bricht der Kurs unter 1.070 US-Dollar ein, droht ein Test der 61,8%-Retracements und der
Aufwärtstrendlinie von 2003, die aktuell um 900 US-Dollar verlaufen.