checkAd

    China  9566  3 Kommentare Horror-Rezession oder Tod des freien Marktes - Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten

    In China werden gerade die schlimmsten Albträume wahr. Die Aktien rauschen unaufhaltsam in die Tiefe. Die bittere Wahrheit: Egal, was Peking jetzt tut - Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.

    Die Woche begann mit einem Schock: Sowohl der Shanghai Composite Index als auch der Shenzhen Index brachen am Montag um jeweils 8,5 Prozent ein. Es war der größte Tagesverlust seit Februar 2007. Rund 1500 Aktien und damit zwei Drittel aller Werte stürzten laut „Reuters“ um die täglich maximal möglichen zehn Prozent ab. Allein beim Leitindex Shanghai Composite wurden ganze 629 Milliarden US-Dollar zerstört– an nur einem Tag. Ein Ende der chinesischen Talfahrt ist vorerst nicht in Sicht. Im Gegenteil, am Dienstag rutschten die Kurse nach Handelsbeginn weiter ins Minus.

    Das Ausmaß des Kursverfalls ist gigantisch. Doch das wahre Drama spielt sich hinter den Kulissen ab. Die chinesische Regierung hat sich in eine Situation manövriert, in der sie nur verlieren kann. Greift Peking ein, zerstört es damit langfristig das Herz des Kapitalismus - den freien Markt. Überlässt sie die Aktienmärkte dagegen ihrem Schicksal, stürzt sie die eigene Bevölkerung in eine schwere Schuldenkrise. So oder so: China steuert geradewegs auf eine Katastrophe zu.

    Der Sonne zu nahe gekommen …

    Eine Katastrophe, die selbstverschuldet ist. Wallstreet:online bezeichnete den Aktiencrash zuletzt als moderne Interpretation der Ikarus Geschichte. Genau wie der tragische Held griffen auch die chinesischen Märkte nach der Sonne. Durch meist spekulative Aktienkäufe auf Pump trieben Anleger den Aktienmarkt im vergangenen Jahr um weit mehr als 100 Prozent in die Höhe. Allein in Shanghai sind die Kurse binnen Jahresfrist um 150 Prozent gestiegen. Im Juni dieses Jahres knackte die Marktkapitalisierung der chinesischen Festland-Börsen schließlich sogar die 10-Billionen-Dollar-Marke (wallstreet:online berichtete). Doch dann kamen die Chinesen der Sonne zu nahe…

    Kaum war die 10-Billionen-Dollar-Schwelle durchbrochen, schlug die Stimmung schlagartig um. Statt weiter durch die Decke, ging es plötzlich steil bergab. Innerhalb von knapp drei Wochen büßten die chinesischen Börsen rund ein Drittel ihres Wertes ein. Dabei wurden sagenhafte 3,9 Billionen Dollar an Unternehmenswerten vernichtet.

    Die chinesische Regierung stemmte sich mit aller Macht gegen den Aktiencrash. Börsengänge wurden abgesagt, Aktien vom Handel ausgesetzt, Liquidität nachgeschossen – mit resoluten staatlichen Eingriffen schaffte sie es schließlich, den Kursverfall zu stoppen. Ein mulmiges Gefühl blieb trotzdem. „Crashgefahr vorerst gebannt – Peking hebelt freien Markt aus! Kann das gutgehen?“, titelte wallstreet:online. In dieser Woche nun die eindeutige Antwort: Nein, kann es nicht. Die Märkte rauschen erneut und heftiger denn je in die Tiefe.

    Peking im Dilemma: Eingreifen oder nicht?

    Die chinesische Regierung befindet sich in einer schier ausweglosen Situation. Egal, wie sie auf den Aktiencrash reagiert, ihr Handeln wird schwerwiegende Folgen haben. Die Frage ist: Wen wird es treffen?

    So bitter die Kursverluste auch sind, Fakt ist: Es handelt sich um eine längst überfällige Korrektur. Das Niveau der Aktienmärkte entbehrte längst jeglicher Realität. Insofern hat der Absturz eine Art heilende Wirkung, indem er die Auswüchse der Spekulationsblase bereinigt und die Kurse auf ihr tatsächliches Niveau zurückbringt.

    Gleichzeitig könnte diese „Heilung“ einen anderen Patienten in ernsthafte Gefahr bringen. Denn es sind vor allem chinesische Privatleute, die in Aktien ihres Landes investiert sind – auf Pump wohlgemerkt. Platzt die Blase, droht vielen von ihnen der finanzielle Ruin. Doch welchen Patienten soll Peking retten?

    Einen wird es auf jeden Fall treffen ... 

    Greift die Regierung erneut ein, um die Märkte zu stabilisieren, stellt sie einmal mehr unter Beweis: In China herrschen nicht die Gesetze des freien Marktes, sondern einzig die der Regierung. Alles läuft strikt nach Plan und die Fäden zieht das Zentralkomitee – auch die der Finanzmärkte. Peking würde etwas künstlich am Leben erhalten, was eigentlich gar nicht existiert. Mal ganz davon abgesehen, ob dies überhaupt dauerhaft gelingen kann, würde Peking damit den freien Markt aushebeln, um die Aktienkurse auf dem völlig überbewerteten Niveau zu halten. Kurzum: China würde den Kapitalismus opfern - mit unkalkulierbaren Folgen.

    Trotzdem könnte dieser Preis geringer sein als das, was für Peking auf dem Spiel steht, wenn es die Märkte nicht stabilisiert. Da wäre nicht nur der eigene Gesichtsverlust, weil man sich eingestehen müsste, zum ersten Mal die Kontrolle verloren zu haben. Verlierer des Aktiencrashs wären zudem in erster Linie die kleinen Leute im eigenen Land. Sie haben sich, gefördert durch die Regierung, in spekulative Aktiengeschäfte gestürzt – meist ohne Absicherung. Lässt Peking das Ganze jetzt gegen die Wand fahren, droht der eigenen Bevölkerung eine schwere Schuldenkrise. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft (siehe: Horrorszenario für die Weltwirtschaft: "Rezession Made in China"). Wenn die kauffreudigen Chinesen plötzlich kein Geld mehr haben, um deutsche Autos oder teuren Goldschmuck zu kaufen, hat dies empfindliche Folgen … auch und gerade für die deutsche Wirtschaft.

    China kündigt weitere Maßnahmen an

    Die chinesische Regierung ist jetzt am Zug. Sie muss eine grundlegende und in jedem Fall folgenschwere Entscheidung treffen. Das Schicksal der Aktienmärkte, der chinesischen Privatanleger, ja, der gesamten Weltwirtschaft liegt in ihren Händen. Die Frage ist nur: Wen davon wird sie opfern? Bislang deutet alles darauf hin, dass es den freien Markt treffen wird. Die Regierung hat angesichts des Crashs vom Montag bereits weitere Maßnahmen angekündigt. Man werde die Börse mit Zukäufen stabiliseren, teilte der Marktregulierer des Landes mit.




    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    China Horror-Rezession oder Tod des freien Marktes - Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten In China werden gerade die schlimmsten Albträume wahr. Die Aktien rauschen unaufhaltsam in die Tiefe. Die bittere Wahrheit: Egal, was Peking jetzt tut - Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.

    Disclaimer