K+S – weißer Ritter aus Berlin?
Rein statistisch gesehen zählt der Juli zu den besten Börsenmonaten, in einer Rückrechnung seit 1965 kletterte der DAX um rund 1,4 Prozent. In diesem Jahr fällt die Bilanz hingegen mau aus, der Markt steht nach einer Berg- und Talfahrt unverändert. Wesentlich mehr Bewegung bieten hingegen die Indexmitglieder. VW und Infineon liegen knapp prozentual zweistellig hinten, Lufthansa, Deutsche Bank und Deutsche Börse legten um rund zehn Prozent zu. Für den August zeigt die Historie hingegen eine beunruhigende Entwicklung.
Beginnen wir zunächst mit der Flut an Quartalsberichten. Bayer bleibt dank dem schwachen Euro und guten Geschäften in der Pharmasparte auf Kurs, der operative Gewinn lag über den Erwartungen.
Die Aktie zieht stark an und treibt aufgrund ihrer hohen Indexgewichtung auch den DAX nach oben. Nicht ganz so überzeugend ist hingegen die Bilanz von Linde, vor allem die nach unten revidierte Umsatzprognose enttäuscht.
Übernahme kommt nicht gut an
Deutliche Verluste verzeichnet die VW-Aktie. Wie erwartet profitierten die Wolfsburger von der Euroschwäche und den eigenen Sparmaßnahmen, dass Zugpferd China bereitet aber Sorgen. Nach Steuern blieben 16 Prozent weniger hängen als im Vorjahreszeitraum, die meisten Jahresziele sollen dennoch erreicht werden. Mit einem Wachstum der Auslieferungszahl rechnet das Management hingegen nicht mehr. Schlusslicht ist die Aktie von HeidelbergCement, die Übernahme des Branchenkollegen Italcementi steht hier im Fokus, während die Zahlen zum zweiten Quartal nahezu die Prognosen trafen.
Twitter hat Probleme
Damit setzt sich auch bei den deutschen Werten eine Tendenz fort, die wir zuletzt bereits in den USA gesehen haben. Während einige Konzerne weiterhin gute Bilanzen präsentieren oder sogar überraschen, gibt es auch Enttäuschungen. Jüngstes Beispiel ist hier Twitter. Zunächst reagierte der Markt sehr positiv auf die Zahlen, anschließend sackte der Kurs kräftig ab. Im vergangenen Quartal fiel der Nutzerzuwachs so schwach aus wie seit dem Börsengang 2013 nicht mehr.
Neuer Ankeraktionär?
Auch bei K+S kam zuletzt etwas Ernüchterung auf. Mit 35,90 Euro steht die Aktie deutlich unter dem Potash-Gebot von 41 Euro. K+S-Chef Norbert Steiner geht nun sogar in die Offensive und sucht Unterstützung in Berlin. Nach Angaben des “Handelsblatt” soll der Vorstand bei Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angeklopft haben, geplant ist ein Einstieg der KfW als Ankeraktionär.
Angestrebt wird eine Sperrminorität, der Bund müsste mehr als 25 Prozent der Papiere halten. Allerdings sind die Erfolgsaussichten wohl eher gering, weil kein “übergeordnetes Interesse” besteht. K+S wird daher einen anderen Ankeraktionär suchen müssen. Gelingt dies nicht, dürfte Potash mit der angekündigten feindlichen Übernahme wohl bald Ernst machen.