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    Der Geist von 1929?  6241  2 Kommentare Gefährliche Parallelen in China: Wirtschaftsboom - Verschuldung - Crash - Seite 3

    Damit haben wir eine verhängnisvolle Kombination aus Überkapazitäten und Überschuldung, die erhebliche deflationäre Konsequenzen hat. Die Unternehmen verkaufen mit dem Ziel, Liquidität zu beschaffen, nicht mehr unbedingt um Gewinne zu erzielen. Seit Monaten fallen die Produzentenpreise, was die reale Last der Schulden nochmals erhöht. Seit 2010 sind die Realzinsen – also die Zinsen nach Inflation – um acht Prozentpunkte gestiegen. Dies hält keine Volkswirtschaft lange aus. Im Ergebnis wächst der Druck in China über eine Abwertung der eigenen Währung diesen deflationären Druck in die Welt zu exportieren. Dies hätte fatale Wirkungen vor allem für die Eurozone, weil damit die Schuldentragfähigkeit, die ohnehin gering ist, noch mehr abnimmt. Spätestens dann werden wir noch aggressivere Maßnahmen der – immer weniger glaubwürdigen – Notenbanken sehen.

    An der Wohlstandsmauer

    Schulden und Überkapazitäten können nur mit Wirtschaftswachstum überwunden werden. Seit Monaten schwächt sich das Wachstum immer mehr ab, und es spricht wenig für eine grundlegende Wende. Die Probleme treffen China just zu dem Zeitpunkt, indem auch die demografische Entwicklung kippt. Ähnlich wie in Japan 1990 fällt der Investitionsboom mit der Spitze der Erwerbsbevölkerung zusammen. Das Arbeitskräfteangebot sinkt bereits seit 2011. Für 2030 wird erwartet, dass in China rund 140 Millionen Arbeitskräfte fehlen.

    Der Bevölkerungsrückgang wird durch die Ein-Kind-Politik deutlich verschärft. Die Präferenz für Jungen hat dazu geführt, dass auf sechs Jungen fünf Mädchen kommen, was angesichts der absolut großen Zahlen dazu führt, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten mehrere zehn Millionen chinesische Männer keine Chance haben, eine Frau zu finden. Dies wird zu erheblichen sozialen Problemen führen.

    Weniger Arbeitskräfte bedeuten weniger Wirtschaftswachstum, außer es gelingt, das BIP pro Kopf deutlich zu steigern. Laut IWF könnte China, wenn es entsprechende Reformen angeht, bis 2030 auf 40 Prozent des BIP pro Kopf der USA kommen. Ohne Reformen sind nur 25 Prozent realistisch. China liegt heute auf einem Niveau von 20 Prozent.

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    Hier kommt die Wohlstandsmauer ins Spiel. Dies ist die empirische Erfahrung, dass Staaten eine Entwicklung bis zu einem BIP/Kopf in der Größenordnung von 10-17.000 USD schaffen und danach nicht mehr weiter kommen. Nur Japan und Südkorea ist es in den letzten 100 Jahren gelungen, diese magische Grenze nach oben zu durchbrechen und von einem Schwellenland zu einer Industrienation zu werden. Andere wie Argentinien und die Sowjetunion sind an „der Mauer abgeprallt“ und wieder zurückgefallen.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Der Geist von 1929? Gefährliche Parallelen in China: Wirtschaftsboom - Verschuldung - Crash - Seite 3 Es braut sich was zusammen über China. Die Börsen spielen verrückt. Einem einzigartigen Boom folgte ein dramatischer Absturz, gefolgt von immer panischer wirkenden Eingriffen der Regierung. Droht der Super-Crash?

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