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    Der Geist von 1929?  6241  2 Kommentare Gefährliche Parallelen in China: Wirtschaftsboom - Verschuldung - Crash - Seite 4

    Ökonomen erklären diese Entwicklung so: Zunächst ist es einfach, die ersten Erfolge zu erzielen. Es kommt zu einer Industrialisierung, einem Wachstum der Städte, und vor allem der Schaffung einfacher Arbeitsplätze. In dieser ersten Phase der Entwicklung haben eher autokratisch geprägte Wirtschaften einen Vorteil.

    Um die magische Mauer zu überwinden, genügt dies jedoch nicht mehr. Stattdessen sind Innovationen, höherwertige Produkte und Dienstleistungen gefragt. Voraussetzung um diesen nächsten Schritt zu tun, ist die Sicherung von Eigentumsrechten, Rechtsstaatlichkeit und Förderung von Innovation und Kreativität. Letztere sind stark mit persönlicher Freiheit verbunden.

    Kapital muss in innovative und kreative Bereiche fließen. Genau das passiert jedoch nicht. 90 Prozent der neuen Kredite gehen an die Staatsunternehmen (SOEs), obwohl diese nur ein Drittel des BIP erwirtschaften. Sie sind zudem chronisch unprofitabel. Die staatlichen Banken leihen kleinen Unternehmen, die eher Innovationsmotor sein könnten, nur selten Geld.

    Trotz aller Fortschritte ist nicht sicher, ob es China schafft, diesen Wandel zu vollziehen. Interessanterweise gehen die Reformen der Regierung in die richtige Richtung, wie beispielsweise die Stärkung der Eigentumsrechte der Bauern an ihrem Land. Auch der Börsenboom diente unter anderem dazu, die Finanzierung der privaten Unternehmen die nur schwer an Bankfinanzierung kommen zu erleichtern. Im Vordergrund stand aber wohl die Refinanzierung von Staatsbetrieben und Banken.

    Der Geist von 1929?

    Doch nicht nur die Parallelen zur Entwicklung in Japan 1990 und zur amerikanischen und europäischen Immobilienblase 2007 stimmen bedenklich. Auch ein Vergleich mit den USA des Jahres 1929, wie ihn der englische Telegraph diese Woche anstellte, fällt beunruhigend aus. 

    Die USA 1929 und China heute waren demnach ähnlich weit in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Beide haben ein Jahrzehnt Wirtschaftsboom mit deutlichem Verschuldungsanstieg erlebt, wenngleich die Dimensionen in China heute deutlich größer sind. Die Börse in China ist zwar erst in den letzten 12 Monaten explodiert, während in den USA der Anstieg in den 1920er Jahren über einen längeren Zeitraum erfolgte. Der echte Boom fand damals allerdings auch in der kurzen Zeitspanne seit 1927 statt, als die Wall Street rund 50 Prozent  Kursgewinn verzeichnete.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Der Geist von 1929? Gefährliche Parallelen in China: Wirtschaftsboom - Verschuldung - Crash - Seite 4 Es braut sich was zusammen über China. Die Börsen spielen verrückt. Einem einzigartigen Boom folgte ein dramatischer Absturz, gefolgt von immer panischer wirkenden Eingriffen der Regierung. Droht der Super-Crash?