Vorstandswoche
Aktiencrash in China – Wirklich?
Über den chinesischen Aktienmarkt wurde anlässlich des jüngsten Crashs deutlich mehr in den Medien gesagt und geschrieben als noch vor Wochen. Da debattieren wir hier ja lieber über Griechenland und die ach so notwendige Rettung der Hellenen. Die Volkswirtschaftlichen Fakten zu Helles sind bekannt, das Land ist unbedeutend im europäischen Gesamtkontext, ein reiner Nebenkriegsschauplatz. Viele wichtiger ist China und das hat die Masse aufgrund des medialen Dauerbombardements in Sachen Athen schlicht übersehen. Bitter! Denn sowohl volkswirtschaftlich als auch Kapitalstromseitig ist China täglich einen Blick wert, um im Rahmen der Intermarketanalyse eine Gefühl dafür zu bekommen, wo wir stehen. Nein, ich werde Sie jetzt nicht mit tagesaktuellen Themen zu China nerven. Mir geht es um das große Bild – von dem wir hier bei uns zu wenig wissen. Beispiel gefällig? Ist bekannt, das weniger als 10 % der Chinesen einen Reisepass besitzen und sich damit ein 1.3 Mrd. Menschen-Absatzmarkt auf 130 Mio. oder weniger reduziert? Ich musste das auf einer meiner jüngsten Reisen feststellen.
Und dazu noch zig andere Kleinigkeiten, die sich in der Summe zu einem klaren Bild festigen: Wir wissen viel zu wenig, was dort drüben wirklich abgeht, sind geblendet von Wachstumszahlen und
Absatzmärkten. Doch auf-grund der Parteiallmacht in China im Allgemeinen und der Mentalität im Speziellen sind wir noch weit davon entfernt, Land und Leute halbwegs seriös einzuschätzen. So auch
beim jüngsten Aktiencrash, der in einem völlig anderen Marktspiel stattfand. In China sind die Privatanleger und ihr lemminghaftes Verhalten für die Börse Fluch und Segen zugleich. Nach einer
Hausse kommt eben die Baisse und nichts anderes sollten wir nun sehen in dem was passiert. Einzelaktien in Deutschland, von der Vorstandswoche seriös durchleuchtet, hängen nur selten am
chinesischen Aktienmarkt und der Performance der dortigen Privatanleger.