Daimler, Lufthansa, Allianz – Vorsicht KGV-Falle - Seite 2
Schwaben überholen die Münchner
Auf den ersten Blick recht günstig sind die drei Auto-Aktien. Wenig überraschend, schließlich gibt es VW und BMW zu einem ähnlichen Kurs wie zu Jahresbeginn. China ist hier natürlich der treibende Faktor. Nach den starken Wachstumszahlen in der Vergangenheit kommt mit der schwächeren konjunkturellen Entwicklung nun Ernüchterung auf. VW meldete zuletzt rückläufige Verkaufszahlen für Juni, BMW einen Rückgang der Marge von 11,7 auf 8,4 Prozent. Inzwischen sind die Schwaben an den Münchnern vorbeigezogen, die Produktoffensive und das Effizienzprogramm “Fit for Leadership” zahlen sich aus. Mercedes-Benz erreichte eine operative Marge von 10,7 Prozent.
Aufgepasst bei VW
Mit einem 2016er-KGV von 11,4 belegt die Daimler-Aktie den sieben Rang unter den günstigsten Papieren im DAX. Damit werden die Titel allerdings auch ähnlich gut bezahlt wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. BMW lockt hingegen mit einem KGV von zehn, das zugleich deutlich unter dem Zehnjahreswert von 13,5 liegt. Höhere Bewertungen sind aber nur dann möglich, wenn auch der Trend bei der Marge nach oben dreht. VW ist derzeit mit einem KGV von 8,8 die günstigste Aktie im DAX. Dennoch sind die Wolfsburger kein Schnäppchen und liegen im Bereich des langfristigen Durchschnitts.
Erste Sahne in Sachen Dividende
Nicht wirklich billig sind auch Allianz, Münchener Rück und Lufthansa – zumindest wenn langjährige Vergleichsdaten als Maßstab herangezogen werden. Punkten können die beiden Versicherer hingegen in der Disziplin Dividendenrendite. Rund 4,6 Prozent Verzinsung sind gerade in der wohl noch lange anhaltenden Niedrigzinsphase eine hohe Hausnummer. Bei der Allianz wird sich daran auch künftig wohl nichts ändern.
Auf Basis der neu beschlossenen Ausschüttungspolitik wollen die Münchner 50 Prozent des Jahresgewinns an die Aktionäre verteilen. Zudem soll das Niveau mindestens auf dem Level des Vorjahres gehalten werden. Alle drei Jahre besteht zudem die Chance auf einen Extra-Bonus: Geld, das für Wachstum eingeplant aber nicht verwendet wurde, könnte dann ebenfalls an die Aktionäre fließen. Was will man mehr?
And the winner is…
Wer lieber auf Schnäppchenjagd ist sucht nach Aktien, die gerade im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt deutlich unterbewertet sind. Kein Problem, auch hier wird man im DAX noch fündig. Ein Trio sticht besonders deutlich hervor: Siemens, HeidelbergCement sowie Bayer.
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Für den Münchner Mischkonzern bezahlen Anleger derzeit ein 2016er-KGV von 13, verglichen mit einem Zehnjahreswert von 17,6. HeidelbergCement liegt mit einem Faktor von 13,6 ebenfalls noch klar unter dem Durchschnitt vergangener Jahre (17), selbst die Bayer-Aktie ist mit einem KGV von knapp 19 als Schnäppchen einzuordnen (Zehnjahresdurchschnitt: 23). Wer noch die Performance der vergangenen vier Wochen mit einbezieht, kann eigentlich kaum noch etwas falsch machen. Der Zementhersteller wurde für seine Expansionspläne abgestraft, Bayer überzeugte hingegen mit seiner Bilanz und rückte ähnlich stark wie Siemens um zehn Prozent vor.