Sahra Wagenknecht stellt Euro infrage
„Der Euro funktioniert nicht und lässt kein Raum für demokratische Entscheidungen"
Sahra Wagenknecht distanziert sich von der bisherigen Haltung ihrer Partei zum Euro. In der Tageszeitung „Die Welt“ stellt die künftige Bundestags-Fraktionsvorsitzende der Linkspartei erstmals offen die europäische Gemeinschaftswährung infrage. „Es zeigt sich einfach, dass der Euro nicht funktioniert, sondern immer größere wirtschaftliche Ungleichgewichte erzeugt, und am dramatischsten zeigt sich das eben in Griechenland“, sagte Wagenknecht. „Darum beginnt in der Linken zu Recht eine Debatte darüber, welchen Spielraum eine Politik jenseits des neoliberalen Mainstreams im Rahmen des Euro überhaupt hat oder ob wir dieses Währungssystem nicht generell infrage stellen müssen.“
Euro führt zur Abschaffung nationaler Souveränität
Die Linken-Politikerin Wagenknecht setzt sich damit in einer europaweit unter Linken geführten Debatte an die Spitze jener, die sich vom Euro abwenden. Sie verwies dabei auf das von den Chefs von fünf EU-Institutionen – EU-Kommission, Europäischer Rat, EU-Parlament, EZB und Euro-Gruppe – vorgelegte Papier zur „Rettung der Euro-Zone“. An dem Papier sei deutlich zu erkennen, „wohin die Reise mit dem Euro gehen soll“. Wagenknecht weiter in der Zeitung: „Alles deutet darauf hin, dass es immer mehr Integrationsschritte gibt, die jede nationale Souveränität erledigen. Wenn in Zukunft die Haushalts- und sogar die Lohnpolitik in den Mitgliedstaaten von EU-Technokraten gesteuert werden soll, dann gibt es letztlich keinen Raum mehr für demokratische Entscheidungen, und die Ergebnisse von Wahlen werden so irrelevant, wie wir das gerade in Griechenland erleben.“
Europaweite Abschaffung der Demokratie durch die Hintertür
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In diesem Zusammenhang verweist Wagenknecht auch auf Frankreichs Präsident François Hollande, der ja bereits in seinem ersten Amtsjahr mit allen sozialen Wahlversprechen gescheitert sei. Nun kopiere er die deutsche Agenda 2010, um die fortschreitende Deindustrialisierung seines Landes zu stoppen. „Das gleiche Trauerspiel in Italien. Die Währungsunion verengt die Spielräume der einzelnen Regierungen bis zur Handlungsunfähigkeit, das ist eine europaweite Abschaffung der Demokratie durch die Hintertür“, sagte Wagenknecht in der „Welt“. Deshalb müsse die Linke die Debatte führen, „ob sie sich dieser Logik weiterhin ausliefern will oder sich lieber für ein anderes Finanz- und Währungssystem starkmacht“.