New Development Bank
Keine Denkschule, keine Doktrin - BRICS-Entwicklungsbank als Gegenpol zur Weltbank
Im Juli 2014 versammelten sich die Staatschefs der so genannten BRICS-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika im brasilianischen Fortaleza. Im Zentrum ihres sechsten Gipfels stand die Gründung einer neuen eigenen Entwicklungsbank und eines eigenen Währungsfonds. Den fünf Schwellenländern ist die amerikanisch-europäische Vormachtstellung im internationalen Finanzsystem ein Dorn im Auge.
New Development Bank als Gegenpol zur Weltbank
Präsident der New Development Bank (NDB, auch Brics-Bank genannt), Kundapur Vaman Kamath, will ein Gegengewicht zur Weltbank schaffen. „Wir wollen zwischen Kreditgebern und Kreditnehmern eine
Beziehung auf Augenhöhe. Der IWF und die Weltbank haben ihre Praktiken, wir haben unsere. Mit der Gründung der NDB zeigen wir, dass wir auf unseren eigenen Beinen stehen können. Es geht hier nicht
darum, jemanden zu verdrängen. Der Markt ist groß genug“, sagte der 67-Jährige der „Welt am Sonntag“.
Sitz der New Development Bank ist Shanghai. Dennoch sieht Kamath nicht die Gefahr, China könne zu großen Einfluss auf die Bank ausüben: „Alle Gründungsmitglieder haben dieselben Stimmrechte, jedes
Land trägt dieselbe Summe bei. Unser gezeichnetes Startkapital sind insgesamt 50 Milliarden Dollar, also zehn Milliarden Dollar von jedem. Langfristig soll die Bank 100 Milliarden Dollar zur
Verfügung haben.“ Es sei unerheblich, dass Indien eine Demokratie sei und China eine Ein-Parteien-Regierung habe. „Wir fühlen uns keiner bestimmten Denkschule verpflichtet, es gibt keine
Doktrin“, so Kamath gegenüber der „Welt am Sonntag“.
Beitritt der NDB steht jedem offen - nach Bedingungen
Die NDB soll nach den Vorstellungen Kamaths weiter wachsen. „Innerhalb von sechs Monaten will ich 40 Leute rekrutieren, die Zahl soll in drei bis vier Jahren auf 400 ansteigen. Wenn wir noch
mal drei bis vier Jahre weiterrechnen, kommen wir auf 2000 Angestellte, die die NDB einmal haben wird“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
Zu einem späteren Zeitpunkt werde der Vorstand außerdem „eine größere Zahl an Mitgliedern“ zu einem Beitritt einladen, so Kamath. „Der Beitritt wird theoretisch allen offen sein. Jedes Land, das
Mitglied werden will, kann dies tun, wenn es bestimmte Bedingungen erfüllt.“ Wie die Bedingungen aussehen werden, stehe aber noch nicht fest.
Zielsetzung: 2016 wird der erste NDB-Kredit vergeben
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Schon im April 2016 will die Bank den ersten Kredit genehmigt haben. „Wir wollen zeigen, dass wir anders sind. Das heißt auch, rechtzeitig zu handeln, flexibel zu sein und agil zu bleiben. Das bewahrt uns vor teurer Bürokratie“, sagte Kamath der Zeitung. „Wir konzentrieren uns auf Infrastrukturinvestitionen, auf Straßen, Telekommunikation, Elektrizität. Unsere Mitgliedsländer haben hier alle ähnliche Probleme, in unterschiedlicher Ausprägung. Das Ziel ist, vorerst in unseren Mitgliedsländern Gelder zu beschaffen und es in ihren Währungen zu verleihen. So verringern wir die Volatilität“, so Kamath weiter.