Konjunktur
China fällt erneut – mehr Wandel durch Annäherung
Wandel durch Annäherung – das war ein Slogan in den 80er-Jahren als der eiserne Vorhang fiel. Es wäre auch ein schöner Slogan für die Chinesen, würden sie ihre Zahlen und Daten den gängigen Berechnungspraxen anpassen. Ungeachtet dieser Unsicherheiten sieht die MAN Group aber Potenziale bei Wandelanleihen aus China. Wir schauen uns die Meinung einmal an.
Interessante Ausgangslage nach Kursrutsch in Asien
Trotz der auch heute wieder enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China beurteilt MAN Group die Situation nicht so negativ wie andere Häuser. Nach der mehrwöchigen Talfahrt an den chinesischen Aktienmärkten, bieten asiatische Wandelanleihen eine interessante Ausgangslage, so ihre Einschätzung. Grund hierfür könnte der aus dem Kursrutsch resultierende Ansteckungseffekt auf chinesischen Wandelanleihen sein. Vor ihrem Kursrückgang ging eine längere überproportionale Wachstumsphase der chinesischen Aktienmärkte durch die expansive Geldpolitik der chinesischen Zentralbank voraus. So kletterte der Shanghai Composite Index seit Juli 2014 um rund 180%. Im Vergleich dazu legte der Hang Seng Index lediglich um 30% zu.
Carsten Oppelt, Co-Head of Man Convertibles erklärt: „Der große Unterschied resultiert unserer Meinung nach aus der grundverschiedenen Marktstruktur. An der Börse in Hongkong sind institutionelle und internationale Investoren marktbestimmend. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen sind hingegen bei äußerst risikofreudigen Privatanlegern beliebt. Neben ihren Ersparnissen investieren sie oftmals auch Geld, das sie günstig über Kredite aufgenommen haben. Dadurch haben sich seit einiger Zeit blasenähnliche Marktbedingungen gezeigt, wodurch die chinesische Zentralbank gezwungen wurde, ihre expansive Geldpolitik zu modifizieren.“
Die jüngsten Kursverluste
Als Reaktion auf die veränderte Geldmarktpolitik der chinesischen Zentralbank verzeichneten die in Shanghai gelisteten Aktien unmittelbar signifikante Kursverluste. Diese dehnten sich im Juli auf die in Hongkong gelisteten Aktien aus, infolgedessen der Hang Seng Index, seit seinem Höchststand Ende April 2015, etwa 25 Prozent an Wert verlor.
„Dies erscheint uns im Vergleich zum Kurseinbruch im Shanghai Composite Index als klar übertrieben“, so Oppelt. Nach den jüngsten Kurskorrekturen liegt der Shanghai Composite Index seit Beginn der Hausse mit 89 Prozent im Plus und übertrifft damit deutlich den Hang Seng Index ─ der im gleichen Zeitraum ein Wachstum von 7 Prozent verzeichnet.
Chinesische Wandelanleihen blieben von dem Erdbeben an der Börse in Hongkong nicht verschont und verloren teilweise zweistellig. So hat der Thomson Reuters Asia ex Japan Convertible Bond Index rund 7 Prozent verloren und liegt nun seit Jahresbeginn mit 6,55 Prozent im Plus. „Wandelanleihen haben unserer Meinung nach in Hongkong aufgrund des Ansteckungseffektes zu lokalen chinesischen Aktienindizes klar überreagiert. Denn wir halten die Kursabschläge fundamental nicht für gerechtfertigt“, sagt Carsten Oppelt. „Das Erholungspotenzial und die Dynamik in der Region könnten sich daher als interessant erweisen“
Lesen Sie auch
Quelle: FTI Consulting