checkAd

    Notenbanken in Abwärtsspirale gefangen  3434  0 Kommentare Nach dem Theater ist vor dem Theater - Angst der Fed vor dem Entzug - Seite 2

    Gewirkt hat das billige Geld aber auf jeden Fall an der Börse. Fließt das Geld nicht in die Realwirtschaft, bietet es sich an, auf Kredit zu spekulieren. US-Unternehmen kauften für Milliarden eigene Aktien auf Pump zurück. Alleine für dieses Jahr sind Rückkäufe für eine Billion US-Dollar angekündigt. Die Kredite für Wertpapierkäufe waren noch nie so hoch. Hunderte von Milliarden schwappen um den Globus auf der Suche nach einem Mehrertrag. Dieses Spiel wäre von der Zinserhöhung um 0,25 Prozent getroffen gewesen. Die Realwirtschaft steht hinten an.

    Deshalb geht die eigentliche Diskussion in eine andere Richtung. Nicht weniger, sondern mehr Geld ist gefordert. Negativzinsen und Bargeldverbot sind Themen, die uns vermehrt beschäftigen werden, die aber auch zeigen, dass wir auf das Endspiel zulaufen.

    Immer lauter wird deshalb die Forderung, die Notenbanken sollten die Staaten direkt finanzieren, damit diese mit Investitions- und Konjunkturprogrammen die Wirtschaft stärken. Indirekt tut das die EZB bereits, indem sie die neu ausgegebenen Anleihen der Europäischen Investitions Bank kauft. Geht es nach den Befürwortern dieser Idee, sollen die Notenbanken das Geld den Staaten jedoch nicht leihen, sondern schenken. Nur so würde die volle Wirkung erreicht. Idealerweise kombiniert mit einer Abschreibung der Staatsanleihen, die sich bereits im Besitz der Notenbanken befinden, auf Null.

    Der Vorschlag ist nur konsequent. In einer überschuldeten Welt gibt es nur wenige Wege der Sanierung: den kalten Entzug mit Pleiten, Konkursen und Depression. Oder die etwas weniger drastische Lösung über Besteuerung und die Inflationierung. Angesichts dieser wenig verlockenden Aussichten wird für die Fed wohl gelten: nach dem Theater ist vor dem Theater. Den Zeitpunkt, wirklich den Kurs zu ändern, haben wir schon vor Jahren verpasst.


    Seite 2 von 2



    Daniel Stelter
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Daniel Stelter
    Notenbanken in Abwärtsspirale gefangen Nach dem Theater ist vor dem Theater - Angst der Fed vor dem Entzug - Seite 2 Monatelang wurde spekuliert: Tut sie´s oder tut sie´s nicht. Nun wissen wir: Sie hat es nicht getan. Wohlgemerkt: „es“ war nicht etwa die Abschaffung des Dollars, sondern nur eine Erhöhung der US-Leitzinsen um lächerliche 0,25 Prozent.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer