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    Notenbanken in Abwärtsspirale gefangen  3434  0 Kommentare Nach dem Theater ist vor dem Theater - Angst der Fed vor dem Entzug

    Monatelang wurde spekuliert: Tut sie´s oder tut sie´s nicht. Nun wissen wir: Sie hat es nicht getan. Wohlgemerkt: „es“ war nicht etwa  die Abschaffung des Dollars, sondern nur eine Erhöhung der US-Leitzinsen um lächerliche 0,25 Prozent. Nachdem der Aufschwung schon seit 2009 andauert, eigentlich eine Selbstverständlichkeit – könnte man meinen.

    Dass die Fed es trotzdem nicht getan hat, zeigt uns, dass die Notenbanken in einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale gefangen sind. Billiges Geld führt zu steigenden Schulden für Spekulation und Konsum. Damit wächst die Krisenanfälligkeit der Wirtschaft, was wiederum tiefere Zinsen erforderlich macht. Zu tiefe Zinsen gestern machen also noch tiefere Zinsen heute erforderlich, die wiederum nochmals tiefere Zinsen morgen bedingen. Geld muss immer billiger und immer großzügiger in das System gepumpt werden.

    Dabei wirkt die Schuldenlast deflationär und trägt deshalb den Keim des Kollapses in sich. Haben wir uns mit immer mehr Schulden nach oben gehebelt und Vermögenswerte inflationiert, so droht ein scharfer Einbruch sobald die Preise ins Rutschen kommen oder die Zinsen steigen. Sehr schnell sind wir dann an dem Punkt, wo Verkäufe nicht mehr freiwillig, sondern erzwungen erfolgen. Das System bricht zusammen.

    Mit einer Zinserhöhung in diesem Umfeld, hätte die Fed die Probleme wohl noch verstärkt. Kein Wunder also, dass sie erst mal nichts gemacht hat. Doch wird das nicht genügen, um den Junkie bei Laune zu halten. Der Status Quo genügt nicht. Zusatzverschuldung tut not.

    Das einzige stichhaltige Argument für eine Zinserhöhung der Fed ging so: Nur wenn die Fed die Zinsen erhöht, kann sie diese bei der nächsten Rezession wieder senken. Es ging also darum, das Munitionsdepot etwas aufzufüllen. Dabei dürfte jedem klar sein, dass bei der nächsten Rezession, die vermutlich schon vor der Tür steht, das Instrumentarium der Notenbanken weitgehend ausgeschöpft ist. Eine Zinssenkung dürfte nicht mehr viel bewirken.

    Denn auf die Realwirtschaft haben die Schulden immer weniger Wirkung. Führte ein US-Dollar neuer Schulden in den 1960er Jahren noch zu rund 70 Cent mehr BIP, so konvergiert der realwirtschaftliche Effekt neuer Schulden mittlerweile gegen Null. Ein immer größerer Teil der neuen Schulden dient dazu, die Illusion der Bedienung der vorhandenen Schulden aufrecht zu erhalten. Dort, wo die neuen Schulden in den letzten Jahren noch zum Wachstum beigetragen haben, sind massive Überkapazitäten die Folge. China und die Rohstoffexporteure haben gleichermaßen falsch investiert, und der Versuch der Schuldner, Liquidität zu beschaffen, führt zu einem weltweiten deflationären Druck. Gift für eine überschuldete Weltwirtschaft. Die Geldpolitik hat damit das befeuert, was sie eigentlich bekämpfen wollte.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Notenbanken in Abwärtsspirale gefangen Nach dem Theater ist vor dem Theater - Angst der Fed vor dem Entzug Monatelang wurde spekuliert: Tut sie´s oder tut sie´s nicht. Nun wissen wir: Sie hat es nicht getan. Wohlgemerkt: „es“ war nicht etwa die Abschaffung des Dollars, sondern nur eine Erhöhung der US-Leitzinsen um lächerliche 0,25 Prozent.

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