Sicherer Hafen
Stimmt es, dass Gold wirklich eine Inflation braucht?
Gold stieg in den 1970er Jahren um das 18-fache an – in einer Zeit, in der die Inflationsrate einen zweistelligen Bereich erreichte…
Von daher braucht Gold eine Inflation, damit es steigt. Zumindest ist es das, was viele Anleger denken… oder zumindest das, was sie irgendwann schon einmal gehört haben und sich deswegen in ihren
Köpfen verfestigt hat.
Tatsache ist jedoch, dass Gold in den ersten zehn Jahren dieses Jahrhunderts stieg – und das, obwohl die zugrundeliegende Inflation auf ihrem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1960er lag.
Folglich scheint die Inflation zumindest nicht der einzige ausschlaggebende Faktor zu sein, sondern es muss noch etwas anderes geben. Aufgrund des plötzlichen Aufschwungs der Goldpreise in der vergangenen Woche, als die US-Notenbank nicht, wie erwartet und versprochen, die Zinsen anhob, dachten
einige Anleger, dass dieses „etwas anderes“ wohl die Deflation sein müsse.
Im deutschsprachigen Raum sorgen sich die meisten eher um die Inflation, was vermutlich daran liegt, dass die eigenen Vorfahren noch die Hyperinflation erlebt hatten und nach wie vor Geschichten
davon kursierten, wie sie mit einem Schubkarren voller Geld loszogen, um ein Laib Brot zu kaufen.
Dabei hat die Inflation noch einen hässlichen Zwilling: Die Deflation – das Schreckgespenst der ständig steigenden Preise. Natürlich sind beide Geschwister „hässlich“, denn sie beide vernichten die
Ersparnisse. Der eine, indem er den Wert des Geldes vermindert, und der andere, indem er das Geld gänzlich verschwinden lässt, beispielsweise durch Kreditausfälle oder einen
Bankenzusammenbruch.
Die Deflation ist es auch, welche die Zentralbanken wirklich nervös macht. Denn zumindest nach Meinung vieler Banker kann man eine hohe Inflation einfach dadurch bekämpfen, indem man die Zinssätze
anhebt.
Wohingegen bei einer Deflation die Preisschraube in Geschäften immer weiter nach unten geschraubt wird, was letztendlich die Unternehmensgewinne auffrisst und die reale Schuldenlast erhöht, da zwar
die Preise, Gewinne und Löhne sinken, jedoch Kredite und Schulden unverändert bleiben.
Im schlimmsten Fall sieht die Konsequenz so aus, dass einerseits Unternehmen ihre Gewinnerwartungen senken und deswegen nicht mehr so viel investieren und andererseits die Verbraucher mit dem
Konsum warten, weil sie sich zu einem späteren Zeitpunkt noch günstigere Preise erhoffen. Aber die reale Kaufkraft der Konsumenten steigt nur dann, wenn zwischenzeitlich ihre Löhne nicht noch
stärker als die Preise sinken.