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    Schwellenländer  3098  0 Kommentare Emerging Markets sollten wieder beobachtet werden

    Im Juli hatten wir dafür plädiert, die Anlagen in den Emerging Markets zu verringern. Der Grund war einerseits, dass wir mit abnehmendem Wachstum in China rechneten und andererseits mit der bevorstehende Zinserhöhung in den USA. Anfangs fielen die Kurse der Emerging Markets dann auch stärker als z.B. die der USA oder Europas. Im August jedoch fielen die Kurse weltweit. Wie kürzlich mitgeteilt, haben wir nun die ersten Schritte zu einer insgesamt höheren Gewichtung von Aktien eingeleitet. Damit sind wir auch wieder in die Emerging Markets gegangen. Warum?
     
    China kollabiert nicht

    Die Unruhe im August wurde dadurch verstärkt, dass China seine Währung abwertete. Hinzu kamen dann enttäuschende Kennzahlen aus der Volksrepublik, wobei in der letzten Zeit auch die amerikanischen Kennzahlen schwach waren. Allgemein herrscht der Eindruck, dass sich Chinas Wachstum weiter verringert hat. Nach unserer Einschätzung ist der Pessimismus in Bezug auf China jetzt so groß, dass man beinahe von einer Panik sprechen kann. Ein konkretes Beispiel hierfür ist, dass die chinesischen Aktien an der Börse in Hongkong im letzten Monat zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis gehandelt wurden, der schon fast den Tiefststand nach der Finanzkrise 2009 erreichte. Dies signalisiert deutlich, dass der Markt für China schon mit dem Schlimmsten rechnet. Doch dies entspricht nicht unseren Erwartungen. Wir meinen nämlich, dass die Stabilisierung des chinesischen Immobilienmarktes und die Bemühungen der Regierung, unter anderem die Finanzpolitik zu lockern, das Wachstum im Laufe des vierten Quartals und bis 2016 hinein wieder stabilisieren werden.


    Wenn wir damit Recht behalten, dann bedeutet dies nicht nur Stabilität für die chinesischen Finanzmärkte, sondern beispielsweise auch für die Rohstoffpreise. Davon können die übrigen Schwellenländer profitieren.



    Zinserhöhung ist kein Grund mehr zur Sorge

    Es kann unserer Meinung nach sehr gut sein, dass die US-Notenbank mit der Zinserhöhung noch bis 2016 wartet, obgleich wir derzeit noch davon ausgehen, dass sie bereits im Dezember stattfindet. Im Gegensatz zu frühen Einschätzungen möchten wir betonen, dass wir die Zinserhöhung nicht mehr als eine große Bedrohung für die Aktienkurse wahrnehmen. Das Wachstum ist in den USA tatsächlich gefallen. Entsprechend unserer Einschätzung sank es von über 3 Prozent auf etwa 1,5 Prozent. Dies liegt einerseits an den erneut fallenden Ölpreisen und andererseits daran, dass die Industrie statt zu produzieren, ihre Lager räumt, um sich Liquidität zu verschaffen. 



    Wenn wir damit Recht behalten, dass die Unruhe der Finanzmärkte keinen erheblichen Einfluss auf das Bankensystem haben wird, sollte das Wirtschaftswachstum der USA wieder zunehmen. 


    Ein steigendes Wachstum in den USA eröffnet normalerweise auch gute Aussichten für die globalen Aktien. Denn hierdurch wird der internationale Handel angekurbelt und dies wiederum ermöglicht es der US-Notenbank, die Zinsen zu erhöhen. Weil die Fed die Zinsen dann aus realen Gründen erhöht – sprich aufgrund eines soliden Wachstums, sollte diese Zinserhöhung für die Schwellenländer nicht so problematisch sein, als wenn die Fed die Zinsen erhöht hätte, während das Wachstum in China fiel und in den USA nur mäßig war. 



    Anpassung ist schon gut vorangekommen

    Die Währungen der Emerging Markets waren lange unser Sorgenkind, da wir sie als Ventil für den Druck, der sich in mehreren Ländern aufgestaut hatte, ansahen. Eine relativ starke inländische Nachfrage aufgrund lockerer Geldpolitik zusammen mit schwachem Export bedeutete für mehrere Länder ein Handelsdefizit. Und da man nicht zu einer Straffung der Finanzpolitik bereit war, die die inländische Nachfrage und somit die Importe gebremst hätten, wurden die Währungen zum Druckventil, das die Importe verteuerte und so die Handelsdefizite verringerte.



    Gleichzeitig waren mehrere Länder von fallenden Rohstoffpreisen betroffen, was zu einer Rezession führte, die ihrerseits die Importe verringerte. Als Ergebnis sind die Handelsbilanzen heute sehr viel ausgewogener als noch vor wenigen Jahren. Insgesamt bedeutet dies auch, dass die Währungen nicht mehr so stark unter Druck stehen, wenngleich der Druck noch nicht ganz verschwunden ist. 



    Wenn wir nun diese drei Faktoren zusammennehmen – besseres Wirtschaftswachstum in China, Zinserhöhungen in den USA vor dem Hintergrund eines steigenden Wachstums sowie weniger Druck auf die Währungen – so spricht dies unserer Meinung nach für ein neutrales Aktienexposee in Emerging Markets. Da wir nun insgesamt für die globalen Risikoanlagen optimistisch gestimmt sind, meinen wir, dass die Schwellenländer aktuell das Schlimmste überstanden haben. 



    Warum nicht in die Vollen gehen?


    Die naheliegende Frage ist somit: Warum die Emerging Markets nicht noch stärker gewichten? Drei Punkte bewegen uns dazu, weiterhin vorsichtig zu investieren: 

    

Erstens sind wir weiterhin skeptisch hinsichtlich der langfristigen Aussichten für China. Obgleich derzeit kein Kollaps ansteht, stellen die stagnierende Bautätigkeit und das Bankensystem, das praktisch der verlängerte Arm des Staates ist, weiterhin große Probleme für China dar. Diese werden das Wirtschaftswachstum in China bremsen, das somit nicht wie früher zum internationalen Wachstum, z. B. durch Rohstoffnachfrage, beiträgt.


    Dies macht uns zweitens weniger optimistisch für die Entwicklung der weltweiten Rohstoffpreise und damit der Entwicklung vieler Schwellenländer. Und drittens scheinen die Aktien der Emerging Markets zwar insgesamt gesehen relativ günstig zu sein, aber es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Bereichen. Man könnte beispielsweise Aktien der chinesischen Bank zu sehr niedrigen Kursen kaufen, doch ist dies gerade ein Bereich, dessen langfristige Perspektiven wir eher skeptisch beurteilen. Hingegen gibt es leider weiterhin die Tendenz, die Preise für einzelne erfolgreiche Unternehmen, wie chinesische Internetunternehmen oder indische Konsumgüterhersteller, relativ hoch anzusetzen. Es gibt zweifellos noch Nischen für gute und attraktive Investitionsmöglichkeiten in den Schwellenländern, doch insgesamt gesehen ist dieser Markt unserer Meinung nach keineswegs so günstig, wie er erscheinen mag. 



    Was wäre nötig, um unsere Haltung zu revidieren und wieder mehr in die Emerging Markets zu investieren? Hierzu müsste sich erst einmal unsere positive Prognose zu China bestätigen. Dann müsste die Unsicherheit bezüglich des Wirtschaftswachstums in den Schwellenländern abnehmen. Und gleichzeitig müsste das Wachstum in den USA zunehmen, sodass die Zinserhöhung der Fed in den Aktienpreisen berücksichtigt wäre. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, könnten sich auch noch bessere Aussichten für die Emerging Markets ergeben.



    Hier und heute möchten wir jedoch lediglich betonen, dass unserer Meinung nach viele Leute in Panik geraten sind. Diese Panik ist unserer Ansicht nach unberechtigt. Die Aussichten für die Emerging Markets sind heute seit langem besser denn je. Als Anleger können wir somit behutsam unsere Bestände erhöhen und genau dies haben wir auch gemacht. (Gastbeitrag von Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei Danske Invest)





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    Verfasst von wO Gastbeitrag
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