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    Stelters Sicht  9376  6 Kommentare Migration - eine rein ökonomische Betrachtung

    Immer wieder werden in der Flüchtlingsdebatte – neben allen Folgen für Gesellschaft und Kultur – auch ökonomische Vorteile der Zuwanderung ins Feld geführt. Zuletzt sogar vom Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, in einem Gastbeitrag für „DIE ZEIT“. Zuwanderung habe das Potenzial, unsere Wirtschaft nicht nur zu erneuern, sondern über Generationen hinweg Wohlstand zu sichern, so sein Fazit.

    Hier eine nüchterne Gegenrechnung – wohl wissend, dass es in dieser komplexen Frage auf die Ökonomie alleine nicht ankommt:

    Ein Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist, nicht nach der Art der Migration zu unterscheiden. Handelt es sich um produktive Zuwanderer, die durch ihre Qualifikation den deutschen Arbeitsmarkt befruchten? Oder um unproduktive, die lediglich die Kosten des Sozialstaats erhöhen, und damit nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft die Wirtschaft belasten? Eine Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migranten steht aber am Anfang jeder ökonomischen Folgenbetrachtung: Flüchtlinge verdienen unsere Unterstützung, Zuwanderer müssen einen Beitrag zu unserem Wohlstand leisten.

    Allein mit dieser begrifflichen Klärung diskreditieren sich von vorneherein alle Parallelen zu Einwanderungsländern wie die USA, Australien, Kanada, UK, Schweiz und ein paar andere. Dort handelt es sich in der Mehrzahl um Zuwanderer und nicht um Flüchtlinge. Sie wählen die Zuwanderer aus und zugleich ist von Anfang an klar, dass diese selber für sich sorgen müssen! Damit hat man automatisch eine andere Grundgesamtheit, als wenn man jeden aufnimmt. Zu behaupten, jedes Land profitiert unabhängig von der Art der Zuwanderung, ist eine bewusste Irreführung.

    Angesichts der Demografie in Deutschland ist sicher unstrittig, dass wir produktive Zuwanderer, die einen Beitrag zu unserem BIP und den Sozialsystemen leisten, brauchen. Doch genau die kommen nicht zu uns, sondern gehen in die oben genannten Einwanderungsländer. Stattdessen: 70 Prozent der Afghanen und 15 Prozent der Syrer sind Analphabeten, 22 Prozent der Flüchtlinge haben keinen Schulabschluss, so die ersten belastbaren Daten. Wer jetzt denkt, das holt man dann hier einfach nach, wird ebenfalls eines Besseren belehrt: 70 Prozent der Azubis, die aus Syrien, Afghanistan und dem Irak geflohen waren und im September 2013 ihre Lehre begonnen hatten, haben sie inzwischen ohne Abschluss wieder beendet.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Stelters Sicht Migration - eine rein ökonomische Betrachtung In der Flüchtlingsdebatte werden -neben der Gesellschaft und Kultur - auch ökonomische Vorteile der Zuwanderung ins Feld geführt. Eine Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migranten sollte am Anfang jeder ökonomischen Folgenbetrachtung stehen.

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