checkAd

     3345  0 Kommentare Die Zins-Geister, die ich rief - Seite 2

    Das niedrige Zinsniveau begünstigt die Ausweitung der Staatsverschuldung, bzw. verhindert deren Abbau. Zu hohe Verschuldung –häufig wird eine Schuldenquote von 90% des BIP als Schwelle für die industialisierten Länder genannt- wiederum belastet das Wirtschaftswachstum, weil unverhältnismäßig viele Mittel für den Schuldendienst benötigt werden oder in schwarzen Pleitelöchern verschwinden.

    Ohne Marktzins fehlen Kriterien hinsichtlich Profitabilität langfristiger Investitionen. Durch manipulierte Zinsen begünstigte Fehlallokationen führen am Ende zu niedrigerem Wachstum. Gedrücktes Wachstum – das ist das, was am schwersten wiegt.

    Das ungedeckte, rein auf „Vertrauen“ basierende Papiergeldsystem lässt die Verschuldung stärker steigen als die Produktionsleistung. Ein durch zunehmenden Schuldendienst bedingter Konjunktureinbruch kann nur verhindert werden, wenn der Zins immer weiter sinkt und gleichzeitig immer neue Kredite ausgegeben werden.

    Je weiter die Spirale aus Niedrigstzinsen und Verschuldung gedreht wird, je stärker sind die Auswirkungen der Umkehr ihrer Richtung auf den kreditgetriebenen Aufschwung. Zudem werden die Schuldner direkt tangiert. Die konjunkturellen Bremsspuren werden immer stärker, je länger mit der Normalisierung der Zinsen gewartet wird.

    Ist diese Spirale erst einmal weit genug gedreht worden, gibt es kaum noch ein Zurück.

    Denkbar, dass die Fed sich bereits in einer solchen Situation sieht. Mag auch sein, dass sie Angst hat vor der eigenen Courage. Sie ist auf jeden Fall Gefangene der eigenen Politik, wohl die Konsequenzen ahnend, die kommen, wenn sie von der Drogenpolitik des billigen Geldes Abstand nimmt. Dr. Martin Hüfner, assénagon, weist in seinem aktuellen Wochenkommentar noch darauf hin, dass die Fed im kommenden Jahr wegen der dann anstehenden Wahlen zur US-Präsidentschaft mehr oder weniger handlungsunfähig ist, weil sie sich nicht dem Vorwurf der Beeinflussung aussetzen will.

    So geht womöglich ein weiteres Jahr mit Nullzinsen ins Land und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Normalisierung und Wiederherstellung von Marktmechanismen bei der Zinsbildung immer mehr.

    Japan liefert für all das die Blaupause. Die japanische Notenbank begann 1991 mit der Senkung der Leitzinsen. Acht Jahre später war er bei Null angelangt. Im Sommer 2000 und im Frühjahr 2006 wurde versucht, die Zinsen anzuheben. Die zaghaften Versuche waren jeweils nicht von langer Dauer. Gleichzeitig hat die Staatsverschuldung abstruse Ausmaße angenommen (Chartquelle).

    Seite 2 von 4



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Die Zins-Geister, die ich rief - Seite 2 Aktien sind nach dem starken Einbruch im August und einer Periode hoher Schwankungen wieder gesucht. Anfang Oktober wurde im S&P 500 die obere Begrenzung der seit dem Einbruch etablierten Seitwärtsspanne überwunden und zeitgleich auch die EMA50 …