Fehde bei Traditionsbank
Erbitterter Streit - Was ist der Grund für den Ergebniseinbruch bei BHF-Bank?
Die BHF-Bank liegt in Clinch: Grund sei ein sich abzeichnender Ergebniseinbruch, der einen heftigen internen Streit um die Ursachen ausgelöst. Wie die Tageszeitung "Die Welt" vorab berichtet, führen auf der einen Seite Teile des Managements vor allem operative Rückschläge seit dem Führungswechsel im Sommer an. Auf der anderen Seite sehen andere Beteiligte eine bereits seit längerem anhaltende Schwäche der Bank, die der frühere Vorstand aber lange unter den Teppich gekehrt habe.
Operative Rückschläge oder Schwäche der Bank?
Die BHF-Bank kann nicht mehr an den Gewinn von gut 15 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2015 anknüpfen. Für das kommende Jahr gilt nach Angaben aus Finanzkreisen ein Verlust als gut möglich, auch wenn die Prognose zur konkreten Höhe noch nicht fertig sein soll, führt die "Welt" aus. Derweilt tobt ein erbitterter Streit um die Schuldfrage.
Zuemlich klar scheint der Fall ür mache BHF-Manager, gerade für solche aus dem Private-Banking-Geschäft mit reichen Privatkunden: Aus ihrer Sicht wurde die Bank entscheidend geschwächt, als der Aufsichtsrat um Holding-Chef Leonhard Fischer im Juni den BHF-Vorstandssprecher Björn Robens vor die Tür setzte. Dieser war für die Kontakt zu den wichtigsten Kunden von zentraler Bedeutung. Ergo: Seit dem Rausschmiss kommen weniger Geschäfte rein. Gerüchte über erhebliche Mittelabflüsse im Private Banking wurden laut "Welt" zwar von verschiedener Seite dementiert. Es sei allerdings unstrittig, dass sich die Zuflüsse verlangsamt haben - was freilich auch für manche Konkurrenten gilt. Gleichzeitig soll jedoch auch das Kapitalmarktgeschäft mit Börsengängen und anderen Transaktionen ohne Robens lahmen.
Manager sprechen von internem "Bürgerkrieg"
Es gibt aber auch andere Interpretationen der eingetrübten Ergebnisse, die in der Bank kursieren, führt die "Welt" weiter aus. Demnach war die Ertragslage der Bank schon länger schwach. Das
Management um Robens habe dies aber lange kaschiert, indem man die Zahlen mit kurzfristigen, aber wenig nachhaltigen Geschäften aufgehübscht habe, so die Zeitung. Dazu zähle ein erheblicher
Eigenhandel mit Aktien ebenso wie Einmalgeschäfte wie die überraschende Mitarbeit am Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba. Auch sollen Lasten aus dem Jahr 2014 ins laufende Jahr
geschoben worden sein - beispielsweise Bonuszahlungen.
Die neue Führungsmannschaft um Vorstandssprecher Alexander Mettenheimer und den Generalbevollmächtigten Michael Bonacker setzte diesen Praktiken nun ein Ende. Dieser Schritt habe jedoch die früheren Ergebnisse entzaubert - sehr zum Missfallen der alten Garde. Die Lager stehen sich offenbar zunehmend unversöhnlich gegenüber. Manche Manager sprechen gar von einem internen „Bürgerkrieg“.
Kampf um die Deutungshoheit
Die Deutung der einst aufgehübschten Ergebnisse weisen laut "Welt" andere Beobachter entschieden zurück. Eigenhandel betreibe die Bank seit Jahren nicht mehr, und die Kapitalmarkttransaktionen
hätten sich genau im Rahmen der Strategie bewegt, die auch von Fischer immer gutgeheißen worden sei. Und hätte es dem Aufsichtsrat, in dem mehrere Fischer-Getreue vertreten sind, nicht früher
auffallen müssen, wenn die Ergebnisse und Prognosen tatsächlich schöngerechnet waren? Und hätten dann nicht auch die Aktionäre zeitiger informiert werden müssen?
In Finanzkreisen heißt es, noch sei eine interne Überarbeitung der Planzahlen nicht abgeschlossen – auch weil der Vorstand den Aufsichtsrat lange schlecht informiert habe. Was andere Beobachter
wiederum scharf dementieren, schreibt die "Welt".
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Übernahmeschlacht um BHF-Bank
Seit Monaten ist die BHF-Bank Gegenstand eines erbitterten Übernahmekampfes. Der chinesische Investor Fosun strebt nach der Mehrheit bei der Holdingsgesellschaft BHF Kleinwort Benson (wallstreet:online berichtete). Ein mögliches Gegenangebot könnte von der französischen Privatbank Oddo kommen, die sich allerdings bisher nicht offiziell positioniert hat (mehr dazu hier und hier).