Gold und Silber kratzen an kritischen Marken - Seite 2
Schuldensause in den USA läuft auf Hochtouren
Wegen des Preisrückgangs verkaufen Anleger Gold-ETCs. Der Bestand des SPDR Gold Shares, des weltgrößten Gold-ETCs, ist mit 663,43 Tonnen auf das niedrigste Niveau seit September 2008 gesunken. Die Bestände der weltweiten Gold-ETCs sind auf 1.508,6 Tonnen zurückgegangen – ein Sechs-Jahres-Tief. Viele Investoren schauen nur auf den Rückgang des Goldpreises und ignorieren völlig, dass die weltweite Schuldensause auf vollen Touren läuft und das Edelmetall in den nächsten Jahren als Absicherung mehr denn je gebraucht werden dürfte. So belaufen sich die weltweiten Schulden von Staat, privaten Haushalten und Unternehmen auf insgesamt mehr als 225 Billionen Dollar – das ist fast das Dreifache der Wirtschaftsleistung.
Gerade in den USA läuft die Schuldensause kräftig weiter. So waren die Staatsschulden zuletzt auf 18,6 Billionen Dollar geklettert – das sind 103 Prozent der Wirtschaftsleistung. Nachdem die Schuldengrenze im März 2015 erreicht worden war, haben die Politiker zuletzt die Grenze nicht etwa wie sonst üblich angehoben, sondern diesmal „vorübergehend“ aufgehoben. Laut den aktuellen Planungen werden die Staatsschulden bis zum März 2017 auf 19,6 Billionen Dollar nach oben schießen. Und was wird im März 2017 passieren? Die „vorübergehend“ aufgehobene Grenze wird einfach um zwei weitere Jahre „vorübergehend“ aufgehoben.
US-Notenbank wagt Vabanquespiel
Mit der Zinserhöhung im Dezember dürfte Yellen einen schweren Fehler machen, denn sie hebt die Zinsen an, in eine Phase hinein, in der sich die US-Wirtschaft zusehends abschwächt. Dieses Experiment hatte bereits die japanische Notenbank im Sommer 2000 gewagt – mit schlechtem Erfolg. Im August 2000 hatte die Notenbank die Zinsen von praktisch Null auf 0,25 Prozent angehoben. Das war die erste Erhöhung seit zehn Jahren. Entgegen den damaligen Beteuerungen der Notenbank hat selbst die Minizinserhöhung die Wirtschaft schwer belastet, woraufhin sie schon bald in die Rezession abgerutscht war. Im Februar 2001 – also innerhalb weniger Monate – hat die Notenbank dann die Reißleine gezogen und die Zinsen wieder gesenkt.
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Hiesige Anleger haben mit Gold bisher ihre Kaufkraft erhalten und damit dem Verfall des Euro getrotzt. Während der Goldpreis auf Dollar-Basis gegenüber Ende 2014 deutlich gesunken ist, notiert der Goldpreis auf Euro-Basis leicht über dem Stand von Ende 2014. Denn der Euro ist gegenüber dem Dollar kräftig nach unten gerauscht. Der Trend dürfte anhalten, zumal wenn die EZB im Dezember ankündigen wird, noch viel mehr Geld zu drucken. Kurzfristig könnten die Notierungen von Gold und Silber zwar weiter sinken, zumal wenn die Mehrjahrestiefs nach unten durchbrochen werden. Die mittel- und langfristigen Perspektiven für die Edelmetalle bleiben aber gut. Zumal wenn die US-Notenbank nach einer möglichen Zinserhöhung im Dezember tatsächlich innerhalb weniger Monate umschwenken und die Geldpressen wieder anwerfen sollte. Dann sollte es eine nachhaltige Trendwende bei den Edelmetallen nach oben geben.