Russland - Der wankende Riese bietet Einstiegschancen

In den letzten Tagen und Wochen war das Thema Russland wieder vermehrt auf den Titelseiten der internationalen Tagespresse zu sehen. Der Abschuss des russischen Militärflugzeuges und der dadurch entstandene Konflikt mit der Türkei, der niedrigste Ölpreis seit sechs Jahren und der Währungsverfall des Rubels sorgten für negative Schlagzeilen. Es fällt jedoch auf, dass die Berichterstattung oftmals viel emotionaler und negativer geführt wird, wenn es um Russland geht. Dies dürfte nicht zuletzt mit dem Machtmenschen Puntin zusammenhängen, der vor allem nach der Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim von den westlichen Medien arg kritisiert wurde. Doch wie sieht es im Land wirklich aus und welche Chancen finden Investoren aktuell vor.

Russland hat aktuell sicherlich konjunkturelle Schwierigkeiten. Seit dem dritten Quartal 2014 schrumpft die Wirtschaftsleistung, für das Gesamtjahr 2015 wird ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von etwa fünf Prozent prognostiziert. Die von den westlichen Staaten verhängten Sanktionen und der Absturz des Ölpreises, welcher sich seit Mitte 2014 mehr als halbiert hat, setzen der russischen Wirtschaft stark zu. Anfang Dezember hat sich die Organisation Erdöl exportierender Länder nicht auf eine Reduzierung der Ölfördermenge einigen können, sodass der Druck auf das schwarze Gold wohl weiterhin andauern wird.

Zudem leidet das Land unter einer Inflation in Höhe von 15 Prozent. Der russische Rubel ist Anfang Dezember auf den tiefsten Stand seit August gefallen. Die dramatische Lage resultiert aus dem niedrigen Ölpreis. Es gibt aber immer noch die russische Notenbank, die bisher konsequent und zeitnah intervenierte.

Geopolitisch sorgte der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Armee für Schlagzeilen. Bei diesem Konflikt zwischen Russland und der Türkei geht es nicht nur um die Unterstützung verschiedener bewaffneter Gruppen, sondern auch um geopolitische Interessen. Der Abschuss des russischen Kampfflugzeuges erfolge über einem Gebiet, das für die vom Westen, von der Türkei und den Golfstaaten unterstützten gemäßigten oder islamistischen Gruppen eine hohe strategische Bedeutung hat - und damit auch für die von Russland unterstützte syrische Regierung. Marktbeobachter bewerten die Sanktionen und die vorübergehende Abkopplung vom Westen als positiv, da Russland eigentsändiger wird, den Wirtschaftsschwerpunkt vom Energiesektor zum Binnenkonsum lenkt und so gestärkt aus der Krise hervorgehen wird.

Die russische Börse blieb von diesen Störfeuern natürlich nicht unberührt. Vor allem Aktien der Energiekonzerne haben seit Mitte 2014 starke Kurseinbrüche erlebt. Somit liegt das Kus-Gewinn-Verhältnis des RTX Index aktuell bei 5,2. Das KBV zahlreicher Energieversorger wie Gazprom oder Lukoil liegt sogar deutlich unter eins. In diesem Jahr haben sich die Börsen aber nicht so schlecht entwickelt, wie man aufgrund der oben beschriebenen Probleme denken könnte. Der in russische Rubel notierende Micex-Index liegt seit jahresbeginn mit 20 Prozent im Plus. Anders sieht es natürlich aufgrund der Rubelschwäche für den in US Dollar notierenden RTX Index aus.

Antizyklische Investoren finden an Russlands Börsen zurzeit einige Schnäppchen. Wie es 2016 weitergeht ist natürlich auch vom Ölpreis abhängig. Bleiben Ölpreis und Rubel stabil, dürfte dies weitere Käufer anlocken und die Performance mächtig anschieben.