Ausblick 2016 - Teil 2

Party in Europa, Tristesse in den USA - So wird 2016 auf den Anleihemärkten

2016 steht vor der Tür: Welche Themen die Märkte am meisten bewegen werden und welche Chancen Sie auf keinen Fall verpassen sollten - Die Experten von Fidelity verraten Ihnen, worauf es 2016 ankommt.

Teil 2: Anleihen

Party in Europa, Tristesse in den USA – So schätzen die Experten von Fidelity den Anleihemarkt für das kommende Jahr ein. Doch auch die Schwellenländer halten demnach interessante Möglichkeiten bereit.

Europa

In der Eurozone stehen die Zeichen auf Erholung. Die Fundamentaldaten der Länder ebenso wie die der Unternehmen seien solide, meint David Simmer. Für 2016 rechnet er mit überdurchschnittlichen Renditen europäischer Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen. Auch deshalb, weil die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten bzw. ihr Anleihekaufprogramm sogar noch ausweiten wird. Ein besonderes Augenmerk legt der Anleihe-Experte des Vermögensverwalters auf den Finanzsektor. Dieser sei „dank besserer Eigenkapitalquoten und stärkeren Bilanzen interessant“, so Simmer.

Sein Kollege Andrei Gorodilov nimmt den europäischen Hochzinsmarkt ins Visier, wo er 2016 mit Renditen im mittleren einstelligen Bereich rechnet, also ungefähr auf dem diesjährigen Niveau. Seiner Meinung nach dürfte die anhaltende Niedrigzinsphase die Nachfrage nach Ertragsanlagen weiter anheizen und damit auch dem europäischen High-Yield-Markt zugutekommen. Darüber hinaus sprechen laut Gorodilov sehr niedrige Ausfallraten für europäische Unternehmen. „Zwar nehmen die Kreditsorgen auch in Europa zu, aber die meisten Unternehmen verfügen über ausreichend Liquidität und stabile Bonitätskennzahlen.“

USA

Das kann man vom US-Anleihemarkt nicht behaupten. Hier dürften sich die Fundamentaldaten im kommenden Jahr verschlechtern. Charakteristisch sei weiterhin eine hohe Verschuldung der Unternehmen bei gleichzeitig schleppendem Gewinnwachstum. Eine Gefahr könnte auch von der hohen Zahl der Fusionen und Übernahmen ausgehen, die nach Ansicht von Fidelity im kommenden Jahr hoch bleiben wird. Rick Patel sieht darin ein Risiko für Unternehmensanleihen, da mit Rating-Herabstufungen zu rechnen ist. Das betreffe sowohl den Hochzins- als auch den Investment-Grade-Bereich. Im letzteren werden zudem Unternehmen mit dem Status „sicherer Hafen“ seltener, prophezeit der Experte. Doch auch auf den Hochzinsmarkt kommen einige Probleme zu. Patel blickt hier mit Sorge auf eine drohende Kluft zwischen Energie- und anderen Unternehmen. Während die Nachfrage nach Anleihen von Qualitätsunternehmen mit solidem Wachstum ungebremst bleiben dürfte, lastet die hohe Zahl an Zahlungsausfällen auf dem Energiesektor (Lesen Sie hierzu auch: Die Lunte brennt! Chaos am Markt für High-Yield Junk-Bonds - Investoren in der Falle?)

Asien und Emerging Markets

Nichts wie raus aus den Schwellenländern? Diverse Experten warnen vor den Gefahren, die in den Emerging Markets lauern (siehe hier). Fidelity betont dagegen die „komfortablen Risikoprämien“, die die Folgen der US-Zinswende abmildern könnten.  Das Fazit des Vermögensverwalters: Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern bieten interessante Diversifizierungsmöglichkeiten sowie attraktive Renditeaufschläge.

Investmentchancen sehen die Fidelity-Experten auch auf dem asiatischen Hochzinsmarkt. Für ihn sprächen attraktive Bewertungen, kürzere Laufzeiten und starke technische Faktoren. Das mache nicht nur den Hochzinsmarkt allgemein interessant, sondern auch den Markt für chinesische Renminbi-Anleihen, so Bryan Collins. Allerdings rechnet er zugleich mit einem Anstieg der Ausfallrate, weil sich die Asset-Qualität in dieser Region verschlechtere. Vor allem in der Rohstoff- und Grundstoffindustrie sei deshalb Vorsicht geboten. Hier gebe es einige Unternehmen, die in Schieflage geraten sind, warnt der Fidelity-Experte.

Soweit die Chancen und Risiken der Anleihemärkte. Im dritten Teil lesen Sie morgen, was das kommende Jahr für Aktien bereithält.

Sie haben den ersten Teil verpasst? Kein Problem, hier geht es zum allgemeinen Ausblick 2016.