Tun sie’s oder tun sie’s nicht
400 Buchläden? Die nebulösen Pläne von Amazon
Das Gerücht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Bis zu 400 stationäre Buchläden sollen in den USA geplant sein. Der Mann, der das Gerücht in die Welt gesetzt hat, versucht nun die Wogen zu glätten. Nicht nur, dass er sich damit weiter in den Dunstkreis der Doppeldeutigkeit begibt - nein, der Schaden ist schon angerichtet. Und das nicht bei Amazon.
Diese Behauptung eines Handelsmanagers sorgte vor nicht einmal einem Tag für weltweite Schlagzeilen: Der Online-Buchhändler Amazon wolle es nicht bei seinem stationären Testladen in Seattle belassen, sondern zukünftig bis zu 400 Geschäfte eröffnen. Der Informant namens Sandeep Mathrani war sich der Brisanz seiner Mitteilung anscheinend nicht bewusst, erwähnte er sie doch nur relativ beiläufig während einer Telefonkonferenz mit Analysten (mehr dazu auf wallstreet:online).
Keine 24 Stunden später versucht der Chef des US-Einkaufszentrenbetreibers General Growth Properties nun seine Aussage zu relativieren: Einer dpa-Meldung zufolge habe der Handelsmanager erklärt, dass seine Äußerung "nicht Amazons Pläne repräsentieren sollen". Mit diesem einen Satz bleibt Raum für weitere Spekulationen. Stimmt das Gerücht schlichtweg nicht oder hat er lediglich nicht im Namen von Amazon gesprochen?
So oder so: Der Fall hat bereits Schaden angerichtet. Und das nicht etwa bei Amazon selbst. Nein, es hat wieder eine Buchhandels-Kette getroffen. Nach der Bemerkung Mathranis verlor die Aktie des größten US-amerikanischen Buchhandelsunternehmens Barnes & Noble fast 10 Prozent an Wert. Bereits vor einigen Jahren musste die Kette eine ihrer größten Filialen schließen. Grund: Die Kunden bestellten vermehrt nur noch bei Amazon (mehr dazu hier).
Barnes & Noble - 1-Monats-Chart
Es ist nur ein Vorgeschmack dessen, was eintreten würde, sollten sich die Gerüchte letztlich doch bewahrheiten. Im Zusammenhang mit der Eröffnung des ersten Testladens Amazon's in Seattle berichtete der "Tagesspiegel" im letzten Jahr von unzähligen kleinen Buchläden, die der Onlineriese in den zwei Jahrzehnten seines Bestehens bereits erfolgreich verdrängt hat. Der forcierte Aufbau stationärer Geschäfte könnte damit als reine Provokation gewertet werden.