Geldpolitk
Negativzins, Bargeldverbot und die Hoffnung auf ein Wunder - Seite 2
So ist die Bank of Japan letzte Woche ebenfalls in den Club der Notenbanken mit Negativzins eingestiegen. Damit sollen die Banken einen größeren Anreiz bekommen, Kredite zu vergeben. Dabei ist das Problem in Japan doch ein ganz anderes: der Unternehmenssektor ist der größte Nettosparer. Die private Sparquote sinkt immer mehr, und der Staat macht dafür riesige Defizite. Noch tiefere Zinsen werden auf das Investitionsverhalten der japanischen Unternehmen dieselbe Wirkung haben, wie das Gelddrucken der letzten Monate: gar keine. Die einzige kurzfristige, sogleich verpuffende Wirkung war eine Schwächung des Yen, womit es im globalen Währungskrieg in die nächste Runde geht.
Direkte Staatsfinanzierung der Notenbanken?
Wir sehen, dass zwar die Medizin nicht wirkt wie sie soll, die Nebenwirkungen an den Finanzmärkten hingegen immer offensichtlicher werden. Doch noch hoffen Politiker und Notenbanken auf ein Wunder. Irgendwie muss es doch wieder aufwärts gehen.
Immer mehr Entscheidungsträgern dämmert es langsam, dass es so nicht weitergehen kann und die bisher unterdrückte aber nicht bewältigte Depression doch wieder ausbricht. So bereiten sie die Öffentlichkeit auf den nächsten Schritt vor: die direkte Finanzierung von Staaten durch die Notenbanken. Idealerweise sollen die Notenbanken dabei das Geld dem Staat nicht leihen, sondern gleich schenken. Was für Notenbanken, die ja per Definition nie illiquide werden können, kein Problem darstellt. Angesichts der schlechten Erfahrungen mit solchen Strategien von Weimar bis Zimbabwe wird es allerdings nicht so leicht sein, das umzusetzen. Eine Studie des IWF genügt nicht, die Hütte muss schon richtig brennen, bevor dies durchsetzbar wird.
BofA: Politik handelt erst nach einer Panik
Dies sieht auch die Bank of America in einem Kommentar so. Darin wird ein weltweit koordiniertes Handeln der G20 gefordert, um der Krise Herr zu werden. Bestandteile: eine einmalige, deutliche Abwertung der chinesischen Währung um Spekulation und Unsicherheit aus dem Markt zu nehmen, Unterstützung der Notenbanken der Schwellenländer durch die Fed, um die Folgen des Kapitalabflusses zu dämpfen, ein Ende der Politik des starken US-Dollars, um Rohstoffpreise zu stabilisieren und den deflationären Druck in den USA zu mindern und letztlich groß angelegte Konjunkturprogramme in Europa, um die hiesige Nachfrageschwäche zu überwinden.
Problem aus Sicht der Bank of America: die Finanzmärkte müssen erst in Panik verfallen, bevor die Politik sich zu diesem Handeln durchringt. Abgesehen davon, würden aus meiner Sicht solche Maßnahmen nur dazu dienen, das Spiel auf Zeit und das Hoffen auf ein Wunder in eine weitere Runde zu bringen.
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Für Geldanleger dürfte damit klar sein: Rettung von Notenbanken und Staaten naht, aber es könnte länger dauern als es uns recht ist. Insofern: Weiterhin anschnallen bitte zur Fahrt mit der Achterbahn in das Jahr 2016.