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Uhrenhersteller Junghans hofft auf Belebung durch digitale Konkurrenz
MÜNCHEN/SCHRAMBERG (dpa-AFX) - Der Chef des Uhrenherstellers Junghans verspricht sich positive Impulse durch die Smartwatch-Konkurrenz auf dem Uhrenmarkt. Dank der digitalen Minicomputer würden sich auch junge Leute an das Tragen von Uhren am Handgelenk gewöhnen und dann später auf klassische Exemplare wechseln, sagte Firmenlenker Matthias Stotz der Deutschen Presse-Agentur dpa am Rande der Fachmesse Inhorgenta in München. "Firmen wie Apple oder Samsung haben eine unglaubliche Marktmacht, mit der sie auf Smartphones setzen - aber wir Uhrenfabrikanten können davon durchaus profitieren."
Junghans mischt nicht im Digitalgeschäft mit, vielmehr setzt die relativ kleine Firma auf mechanische Armbanduhren mit Preisen von 300 bis 2500 Euro. Die Firma war vor gut 100 Jahren größte Uhrenfabrik mit 3000 Mitarbeitern der Welt, in den 1960ern waren sogar 6000 Menschen beschäftigt. Tiefpunkt war dann jedoch die Insolvenz 2008, seit dem Einstieg einer örtlichen Unternehmerfamilie laufen die Geschäfte wieder besser. Heute beschäftigt der Hersteller nur noch etwa 130 Mitarbeiter.
Die Smartwatch sei für Hersteller mechanischer Uhren insofern eine Gefahr, als der Trend zur Digitalisierung im Alltag damit verstärkt werde, sagt Stotz. Er setzt darauf, dass der Status einer Smartwatch ein völlig anderer sei als der einer mechanischen Uhr. So schenkten Eltern ihrem Kind zum Studienabschluss keine Technik, die binnen weniger Jahre überholt ist, sondern eine klassische Uhr im höherpreisigen Segment. "Es gibt diese Tradition der mechanischen Uhr, die auch als eine gewisse Entschleunigung in der zunehmend hektischen Welt geschätzt wird - diese Tradition wird weitergehen."
Der Firmenchef kann auf ein relativ gutes Jahr für Junghans zurückblicken. Der Umsatz stieg den Angaben zufolge um knapp 10 Prozent auf 23,5 Millionen Euro. Bei den Inlandsgeschäften gab es ein Plus von 6,5 Prozent, im Ausland ein dickes Wachstum von 17,6 Prozent. Vor allem die Märkte Großbritannien, Niederlande und Spanien liefen viel besser als zuvor. Angaben zum Gewinn wurden nicht gemacht - man schreibe aber schwarze Zahlen, sagte der Firmenchef.
Wie für viele andere deutsche Firmen läuft es in China in punkto Absatz hingegen nicht allzu rund - die Zahlen sind rückläufig. "Der chinesische Markt ist sehr schwierig geworden", sagte Stotz. Dennoch sieht er weiter großes Potenzial in dem asiatischen Riesenland, in den Vertrieb und das Marketing für China soll investiert werden.
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Eine positive Nachricht aus Asien gab es dennoch: Junghans hat sich im Streit mit der Staatsfirma Sea-Gull durchgesetzt. Die Chinesen hätten ein Junghans-Modell kopiert und das Design dann schützen lassen, sagte Stotz. Hiergegen sei man juristisch vorgegangen, woraufhin das registrierte Modelldesign wieder gelöscht worden sei. Sea-Gull habe sich entschuldigt und zugesagt, keine Junghans-Modelle mehr zu kopieren. Mit Blick auf chinesische Design-Verletzungen sagte Stotz: "Man muss als deutsche Firma in China scharf schießen, aber man muss sich dann auch wieder vertragen können."/wdw/DP/edh