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    Marktkommentar  1043  0 Kommentare Peter E. Huber (StarCapital): Angst essen Seele auf!

    "Das Einzige, wovor wir Angst haben müssen, ist die Angst." (Franklin D. Roosevelt)

    Rezession in den USA? Trump wird Präsident? Die Eurozone bricht auseinander (Brexit, Flüchtlingskrise)? Harte Landung in der chinesischen Wirtschaft? Yen-Hausse belastet den Nikkei-Index? Weiterer Verfall der Energie und Rohstoffpreise?

    Es gibt derzeit mehr als genug Krisenszenarien, die die Anleger schrecken. Sie können eintreten - oder auch nicht. Das Einzige, was sicher ist und das wir deshalb zu Recht fürchten müssen, ist die Angst und Panik der Investoren. Und Angst ist ja bekanntlich ein schlechter Ratgeber!

    Kann man Angst messen? Ja, man kann. Hier einige Beispiele:

    1. Sentiment-Indikatoren: Sentiment-Indikatoren messen die Stimmung der Anleger. Sentix beispielsweise führt regelmäßige Befragungen durch, wie die Anleger die Aussichten für den DAX-Index über die nächsten sechs Monate einschätzen. Wir haben in den Indexverlauf einmal die Punkte eingezeichnet, an denen die Investoren erstmals besonders negativ (mehr als - 0,05%) eingestellt waren. Wie man sieht, waren die Wochen danach immer exzellente Einstiegszeitpunkte (Grafik 1).

    2. Volatilität: Ein deutlicher Anstieg der Volatilität, hier dargestellt am V-Dax für deutsche Aktien, ist ebenfalls ein gutes Stimmungsbarometer. Werte über 30 kündigen regelmäßig ein Angstszenario an. Ein solcher Wert wurde beispielsweise just am 11. Februar dieses Jahres gemessen, als der deutsche Aktienindex sein vorläufiges Verlaufstief bei 8.700 Punkten erreichte. Echte Panikwerte wie Ende 2008 werden damit aber noch nicht signalisiert (Grafik 2).

    3. Zinsaufschläge am Rentenmarkt (spreads): Besonders sensibel reagieren die Rentenmärkte auf Stimmungsschwankungen der Anleger. Steigen Nervosität und Furcht an den Märkten, verlangen die Anleger höhere spreads für Anleihen mit schlechterer Bonität. Hohe Zinsaufschläge, wie wir sie vor kurzem im amerikanischen High-Yield-Markt erlebten, sind daher ein ausgezeichnetes Angstbarometer.

    Wir haben deshalb die schwächeren Kurse im Februar genutzt, um unsere Aktienpositionen aufzustocken und unsere Liquiditätsreserven entsprechend zu reduzieren. Gekauft haben wir Titel wie BMW, Daimler, Porsche, BASF sowie Solvay, Credit Suisse und BHP Billiton, die alle seit dem vergangenen Frühjahr deutlich zurückgekommen sind. Wir wissen natürlich nicht, ob wir die Tiefstkurse bereits gesehen haben und sehen schon noch ein verbleibendes weiteres Korrekturpotenzial. Aufgrund von Erkenntnissen aus unserer Kapitalmarktforschung erscheint es aber eher als unwahrscheinlich, dass der DAX in diesem Börsenzyklus deutlicher unter die 8.000-Punkte Marke fällt. Wir platzieren daher weitere Kauflimits zwischen 8.000 und 8.500 Punkten.

    Ein Anleger merkte kürzlich kritisch an, dass unsere aktuellen Wetten bisher nicht aufgegangen seien. Welche Wetten? Wir spekulieren nicht mit dem Geld unserer Investoren und gehen daher auch keine Wetten ein! Natürlich gewichten wir attraktive Märkte über und untergewichten Engagements in teuren Märkten. Getreu dem Firmenmotto: "Das Ganze sehen, die Chancen nutzen" sehen wir dies auch als unsere Aufgabe an. Dies erfolgt aber auf Basis sorgfältiger Analysen und ist langfristig ausgerichtet. Als Antizykliker kann es einem schon passieren, dass man dabei zu früh mit Käufen oder Verkäufen beginnt.

    Seit einigen Monaten sind wir in asiatischen Aktien deutlich übergewichtet. Nicht nur aufgrund der niedrigen Bewertung, sondern auch weil das langfristige Wirtschaftswachstum deutlich höher ist als in Europa oder Nordamerika. Natürlich haben wir deshalb die Kursrückschläge in China und Japan deutlich gespürt, ohne dass dies unsere Grundannahmen negativ beeinflusst hätte. Im Gegenteil: Das langfristige Kurspotenzial hat sich dadurch ja noch einmal deutlich erhöht.

    In unseren Rentenportfolios haben wir zu früh mit dem Kauf hochverzinslicher Anleihen aus dem Energie- und Rohstoffbereich begonnen. Hier kamen mit dem Debakel bei den Öl- und Metallpreisen nicht nur die Aktien der entsprechenden Gesellschaften unter massiven Kursdruck, sondern auch deren Anleihen. Wir konnten die Wertverluste einigermaßen begrenzen, weil wir rechtzeitig hohe Barreserven aufgebaut haben und uns bei unseren Engagements auf die Anleihen großer Konzerne (Glencore, Anglo American, Petrobras) konzentriert haben.

    Wir können Krisen nicht vorhersehen und sie deshalb auch nicht vermeiden. Aber wir können sie nutzen! So haben wir die Ausverkaufskurse für Zukäufe genutzt und weisen bei unseren Anleiheportefeuilles eine Durchschnittsrendite von über 6% auf. Die Liquiditätsreserven haben wir etwas abgebaut. Sie sind aber immer noch sehr hoch, da wir nur geringe Bestände in Staatsanleihen halten. Hier sehen wir nach wie vor nur ein renditeloses Risiko an Stelle einer risikolosen Rendite. Inzwischen hat sich die Lage im Hochzinsbereich stabilisiert und wir liegen seit Jahresanfang im Plus. Die entsprechenden Firmen haben den Ernst der Lage erkannt und unternehmen alles, um ihre Kreditwürdigkeit wieder herzustellen. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir hier das Schlimmste hinter uns haben. Auch bei den Rohstoffwährungen gibt es erste Anzeichen einer Trendwende. Dies eröffnet auch im Fremdwährungsbereich neue Chancen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Peter E. Huber




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    Verfasst von Asset Standard
    Marktkommentar Peter E. Huber (StarCapital): Angst essen Seele auf! Rezession in den USA? Trump wird Präsident? Die Eurozone bricht auseinander (Brexit, Flüchtlingskrise)? Harte Landung in der chinesischen Wirtschaft? Yen-Hausse belastet den Nikkei-Index? Weiterer Verfall der Energie und Rohstoffpreise? Es gibt derzeit mehr als genug Krisenszenarien, die die Anleger schrecken. Sie können eintreten - oder auch nicht. Das Einzige, was sicher ist und das wir deshalb zu Recht fürchten müssen, ist die Angst und Panik der Investoren. Und Angst ist ja bekanntlich ein schlechter Ratgeber!