Marktkommentar
Gershon Distenfeld (AB): High Yield: Für aktive Anleger weiterhin interessant
Die Märkte für hochverzinsliche Anleihen haben im vergangenen Jahr weltweit sehr volatile Zeiten erlebt. Dies hat einige Beobachter dazu verleitet, eine Wiederholung des High Yield-Crashs von 2008 zu befürchten.
Sicherlich sind einige Sorgen berechtigt, jedoch sind wir überzeugt dass die Panikmache überzogen ist. Nach wie vor finden sich attraktive Kaufgelegenheiten für jene Anleger, die nüchtern analysieren anstatt sich durch negative Stimmungsmache anstecken zu lassen.
Historische Vergleiche sind immer knifflig, doch wenn die jüngste Volatilität von High Yield-Anleihen mit dem Crash der Finanzkrise 2008 verglichen wird ist dies schlicht irrational. Das liegt daran, dass heute die konjunkturellen Gegebenheiten in den meisten Teilen der Welt besser sind als 2008, wenngleich der Trend eher weniger ermutigend ist. Die Bilanzen der Unternehmen sind dennoch im Allgemeinen weit besser für jedweden anstehenden Abschwung gerüstet.
Daher bietet das Jahr 2002 einen besseren Vergleich wenn wir auf den US Hochzinsanleihenmarkt, den größten und bestetablierten der Welt, sehen. Damals rutschten eine ganze Reihe völlig überschuldeter Telekomunternehmen in Zahlungsausfälle und oft auch Pleiten, nachdem sie über Jahre zu einem Schwergewicht im Index aufgebläht worden waren. Heute sind es viele Energie- und Rohstofffirmen, die erheblich unter Druck stehen, hervorgerufen durch den andauernden Verfall der Rohstoffpreise. Starke Wertsteigerungen hatten ihr Indexgewicht von 5% vor 10 Jahren auf heute rund 20% anschwellen lassen.
Das Positive an alledem ist die Tatsache, dass heute wie damals zahlreiche andere Sektoren im High Yield-Bereich attraktive Renditen bieten, ohne jedoch die schwierigen sektorspezifischen Aussichten von Energiefirmen heute, Telekoms damals zu haben.
Passiv in High Yields: Keine gute Idee
Wenn Investoren freilich ihre High Yield-Engagement primär über ETFs abbilden, wird das Portfolio ebenso sehr wie der Index leiden. Eben jene Konzentration in den größten Branchen, die in der Hausse half, wird nun in der Baisse wehtun.
Lesen Sie auch
Im Gegensatz zu Benchmark-Strategien können aktive Manager derartige Ineffizienzen im Markt ausnutzen. Die Chancen sehen wir aktuell insbesondere attraktiv, eben weil der Kursrutsch in diesem Jahr so allumfassend war. Dadurch sind eigentlich finanziell solide aufgestellte Unternehmen mit stabilem Ausblick abgestraft worden: mitgehangen, mitgefangen.
Pessimisten geben zu bedenken, dass trotz zuletzt verbesserten Konjunkturdaten aus den USA weiterhin erheblich Risiken bestehen, welche Amerikas Wirtschaft in die Rezession stürzen könnten. Die aktuellen Bewertungen zumindest der gesünderen Marktsegmente haben diesen Risiko unseres Erachtens jedoch bereits im US-Markt eingepreist.
Noch Luft nach oben
Wichtig ist auch festzustellen, dass High Yields seit Beginn dieses Jahres zwar einiges an verlorenem Terrain zurückerobert haben, diese Erholung dennoch aber nur in ihrem Anfangsstadium ist wenn man historische Vergleiche zu Rate zieht. Dies bedeutet, dass Sorgen den Zug verpasst zu haben ebenfalls überzogen sind.
Wir denken, dass die Anleger sich zweifelsfrei auf weiterhin hohe Volatilität gefasst machen müssen, und auch ansteigende Zahlungsausfälle zu erwarten sind. Doch es finden sich mehr als genug Gelegenheiten in Hochzinsanleihensektoren, die vom anhaltenden Niedergang in der Energie- und Rohstoffbranche nur wenig betroffen sind.
Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wider.
GERSHON M. DISTENFELD, CFA, Director-High Yield