Wer will unsere Tochter?
Zum Wegschmeißen zu schade: Deutsche Bank lehnt Kaufangebot für Postbank ab
Die Deutsche Bank will ihre Tochter Postbank loswerden, die bisherigen Kaufangebote waren jedoch so niedrig, dass die Verhandlungen schnell wieder abgebrochen wurden. Der Zeitplan zum Verkauf wurde indes schon über Bord geworfen.
Hoffen wir, dass diese Art der Mutter-Tochter-Beziehung wirklich nur in der Unternehmenswelt so kaltherzig ist. Weil sie schon lange keinen steigenden Gewinn mehr vorweisen kann, will sich die Deutsche Bank von der Postbank-Tochter lossagen, am liebsten so schnell wie möglich.
Doch der geplante Postbank-Börsengang bis Ende 2016 dürfte sich noch etwas nach hinten verschieben. Die bisherigen Angebote waren dem Vernehmen nach so mickrig, dass die Deutsche Bank schon in den ersten Vorgesprächen die Verhandlungen abgebrochen hat. Wie die "WirtschaftsWoche" berichtet, handelte es sich bei den Interessenten um die spanische Santander und um ein chinesisches Institut.
Befreiungsschlag für Postbank-Mitarbeiter
Zwar gibt man sich im Finanzvorstand der Mutter gelassen, doch einige sehen die Verzögerungen mit gemischten Gefühlen. Vor allem für die Postbank-Mitarbeiter selbst wäre der zügige Verkauf ein Befreiungsschlag, denn mit fortschreitender Zeit und ohne potentielle Käufer steigt die Gefahr, sich im Verbleib der Deutschen Bank noch stärker integrieren zu müssen. Die Befürchtung: Tausende Stellenstreichungen.
Laut Deutscher Bank werde man sich mit dem Thema spätestens 2017 befassen. In ihrer Bilanz schlägt die Postbank noch mit einem Wert von rund vier Milliarden Euro zu Buche. Diese Summe dürfte bei Investoren nur schwer zu erzielen sein.
Das Problem sei das schwierige Zinsumfeld, denn Hauptgeschäft der Postbank sei die gewinnbringende Anlage von Kundengeldern - aufgrund der niedrigen Zinsen derzeit ein schwieriges Unterfangen. Selbst bei einer Zinswende würde es mehrere Jahre dauern, bis sich diese spürbar auf den Gewinn der Tochter auswirkt.
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Kauf hat noch ein Nachspiel
Und während sich der Verkauf bislang eher zäh dahinzieht, ist die Diskussion um den ursprünglichen Kauf der Potsbank noch nicht einmal vom Tisch. Mehrere Altaktionäre werfen der Deutschen Bank nämlich sogenanntes "acting in concert" vor, also eine Leitung der Geschäfte, als diese noch gar nicht Mehrheitseigner war. Die maximal möglichen Nachzahlungsansprüche würden sich in der Summe auf bis zu 1,6 Milliarden Euro belaufen.
Anfänglich hielt die Deutsche Bank nur 29 Prozent der Postbank-Aktien. Für diese zahlten die Frankfurter der Postbank-Mutter Post AG 57,25 Euro. Später und erheblich günstiger erwarb die Deutsche Bank den Rest der Postbank. Der Clou: Wegen der Finanzkrise konnte sie damals den Preis nachverhandeln.