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    EZB-Geldpolitik  13788  8 Kommentare Draghis neue Bazooka... Viel gefährlicher als befürchtet!

    Die weltweiten Notenbanken haben in den vergangenen Jahren immer massiver in den Finanzmarkt eingegriffen, weshalb es einen „normalen“ Finanzmarkt schon lange nicht mehr gibt. Nun geht EZB-Chef Mario Draghi sogar noch einen Schritt weiter. Entsprechend werden auch die Verwerfungen noch größer sein als bislang ohnehin schon.

    EZB-Chef Mario Draghi kennt beim Gelddrucken schon längst keine Grenzen mehr: Zuletzt hat die EZB das Anleihenkaufprogramm auf 80 Mrd. Euro pro Monat aufgestockt. Damit entsteht jährlich knapp eine Billion Euro – aus reiner Luft. Vielen Anlegern dürfte gar nicht bewusst sein, welche Büchse der Pandora EZB-Chef Mario Draghi bei der Sitzung am 21. April geöffnet hat. Er hat die Details des neuen Programms zum Kauf von Unternehmensanleihen bekanntgegeben.

    QE der EZB für die ganze Welt

    Das Programm hat es wirklich in sich. Es wird im Juni starten. Dabei werden sechs Notenbanken von Ländern der Euro-Zone, darunter die Bundesbank, Investment Grade-Anleihen (also keine Ramschanleihen) von Unternehmen außerhalb des Bankensektors kaufen. Die Anleihen müssen eine Restlaufzeit von sechs Monaten bis zu 30 Jahren haben. Die Emittenten der Anleihen, also die Schuldner, müssen aus dem Euro-Raum stammen. Die EZB hat dabei ausdrücklich angekündigt, dass auch Anleihen von Unternehmen gekauft werden, deren Mutter ihren Firmensitz außerhalb der Euro-Zone hat. Einfach gesagt: Beispielsweise brauchen Fracking-Unternehmen aus den USA nichts anderes zu tun, als eine Tochter in der Euro-Zone zu gründen, und über die Tochter Anleihen emittieren, um am Kaufprogramm der EZB teilzunehmen. Mit diesem Schritt kann die EZB ihr gigantisches QE-Gelddruckprogram künftig quasi weltweit abfeuern. Laut den Berechnungen der Deutschen Bank kann die EZB damit Papiere im Börsenwert von 865 Mrd. Euro kaufen.

    Kurse völlig losgelöst von den Fundamentaldaten

    Das Programm zum Kauf von Unternehmensanleihen hat damit gigantische Auswirkungen. Erstens werden sich die Kurse der Unternehmensanleihen noch weiter von den Fundamentaldaten entfernen. Angenommen die Rohstoffpreise drehen wieder deutlich nach unten. Das müsste eigentlich die Aktien- und die Anleihenkurse der Bergbaufirmen nach unten drücken. Indem die EZB genau diese Anleihen kauft, werden die Kurse der Anleihen aber weniger sinken als zu erwarten wäre, oder sie steigen sogar trotz des sich eintrübenden Umfelds für die Branche. Dasselbe gilt natürlich für sämtliche andere Branchen auch, wie den Autosektor, oder die Chemie, oder die Banken.

    Ausländer partizipieren an der Geldschwemme der EZB

    Zweiten werden eine Menge Unternehmen von außerhalb der Euro-Zone Töchter in der Euro-Zone gründen, um über diese Finanzvehikel am Anleihenkaufprogramm der EZB zu partizipieren. Wenn nun also verstärkt ausländische Unternehmen Kredite auf Euro-Basis aufnehmen, kann die EZB quasi den weltweiten Anleihenmarkt reflationieren, sprich die Kurse der Unternehmensanleihen noch deutlich weiter in die Stratosphäre treiben, als die EZB es bereits mit dem Programm zum Kauf von Staatsanleihen gemacht hat. Weil durch die Käufe von Staatsanleihen durch die EZB die Zinsen stark gesunken waren, sind Investoren auf der Suche nach Rendite in Unternehmensanleihen geflüchtet und haben so die Kurse von Unternehmensanleihen weit über ein angemessenes Niveau nach oben getrieben.

    Sinkende Zinsen stützen Aktienkurse

    Die obigen Ausführungen zeigen, welch gigantische Auswirkungen das neue Programm der EZB zum Kauf von Unternehmensanleihen hat. Seinetwegen schießen die Kurse der Anleihen nach oben, woraufhin die Schuldensause bei den Firmen auf Hochtouren weiterlaufen kann. Wegen der noch weiter sinkenden Zinsen könnten Investoren gezwungenermaßen verstärkt bei Aktien zugreifen, denn Aktien aus dem Euro Stoxx 50 haben eine Dividendenrendite von knapp vier Prozent. Gleichzeitig sind die Kursrisiken bei den Aktien aber höher als je zuvor, notieren sie doch wegen der Geldschwemme weit über ihrem fairen Niveau.

    Aus Draghi’s Geldpolitik gibt es keinen Ausweg, sondern die Kaufprogramme müssen immer weiter aufgestockt werden. Draghis Politik ist damit extrem gefährlich, zumal es nur eine Frage der Zeit sein dürfte bis Draghi damit beginnen wird, nach den Anleihen von Unternehmen auch Anleihen von Banken zu kaufen. Auf diese Weise dürfte Draghi versuchen, die gigantischen Risiken und faulen Kredite aus den Bilanzen der Banken der Euro-Zone herauszuholen. Laut den Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) belaufen sich die faulen Kredite der europäischen Banken auf rund eine Billion Euro. Wenn Draghi irgendwann anfangen würde, die Kaufprogramme allmählich zurückzufahren, würden die Kurse von Anleihen und damit auch von Aktien kollabieren. Kein Wunder, dass Gold seit ein paar Monaten ein glänzendes Comeback feiert. 





    wallstreetONLINE Redaktion
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