checkAd

    Börsen-Zeitung  499  0 Kommentare Der schlechte Ruf des Mai, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Kaum ein Monat hat bei den Anlegern einen derart
    schlechten Ruf wie der Mai. Denn die Statistik zeigt, dass mit dem
    Mai eine bis September dauernde Phase beginnt, in welcher der Dax
    deutlich schlechter abschneidet als in der Zeit von Oktober bis
    April. Mit 0,1% zeigt die schlechtere Dax-Jahreszeit im Vergleich zur
    guten Saison eine Underperformance von immerhin einem Prozentpunkt.
    So sieht jedenfalls die durchschnittliche Entwicklung des Index seit
    1960 aus, wie die DZ Bank kürzlich in einer Studie gezeigt hat. Nicht
    nur das: Die Untersuchung hat auch gezeigt, dass sich die
    Underperformance in den zurückliegenden Jahrzehnten noch verstärkt
    hat. Der Höchstwert wurde seit dem Jahr 2010 mit 2,4 Prozentpunkten
    gemessen, gefolgt von den Jahren 2000 bis 2009 sowie 1990 bis 1999
    mit 2,1 bzw. 1,4 Prozentpunkten. Kein Wunder, dass die berühmte
    Börsenweisheit: "Sell in May and go away" so viel Beachtung findet.

    Doch so einfach ist das nicht. Meistens kam es in der
    Vergangenheit im Sommer nicht zu einer ausgeprägten Korrektur,
    sondern zu einer Seitwärtsbewegung, so die DZ Bank. Zudem zählt der
    Juli zu den stärksten Börsenmonaten. Letztlich, so das Institut, gibt
    es für das Saisonmuster nur einen statistischen Beleg. Die Frage,
    warum die Regel zutrifft, sei nicht zu beantworten. Ursprünglich habe
    der Ansatz darauf mythologisiert, dass früher die New Yorker
    Markakteure im Sommer wegen der Hitze die Stadt verlassen hätten, um
    auf ihren Landsitzen am Meer die Freizeit zu genießen und damit auch
    dem damals durch Privatinvestoren bestimmten Börsenhandel
    fernzubleiben.

    Nach dem Blick auf die Prägung des heutigen Börsenhandels, der zu
    99% institutionell und auch im Sommer hoch liquide sei, sowie
    einschlägige Urlaubsstatistiken "dürfte sich die Erkenntnis
    durchgesetzt haben, dass solche Bewegungen vielfach dem Zufall
    unterliegen". Die angesichts der Komplexität des Marktgeschehens viel
    zu simple Sell-in-May-Regel, so die Bank, ist nicht dazu geeignet,
    das eigene Vermögen zu mehren.

    Ein weiterer Fehler der Regel ist, dass der Saisoneffekt
    rückblickend messbar ist, niemals aber tatsächlich garantiert ist,
    dass die Underperformance wirklich eintreten wird. Zudem befindet
    sich der Markt in jedem Jahr in einer spezifischen Lage. Darauf
    verwies am Freitag die Helaba. Was für den langfristigen Durchschnitt
    aller Jahre gelte, treffe bei weitem nicht für jedes Jahr zu. Die
    Outperformance der Saisonstrategie gegenüber "Buy and Hold" beim Dax
    sei vor allem darauf zurückzuführen, dass hierdurch die hohen
    Kursverluste wie während der Baissen der Jahre 1990, 2000 bis 2002
    und zum Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 sowie im Zuge der
    Euro-Staatsschuldenkrise 2011 zu einem großen Teil hätten vermieden
    werden können. "Auch im letzten Jahr hätte es sich ausgezahlt, in
    dieser Phase bei Aktien kürzerzutreten". Der Dax habe von Anfang Mai
    bis Ende September mehr als 15% eingebüßt. Die Gründe hierfür hätten
    aber in einer deutlichen Überbewertung gelegen.

    Auf Basis der gängigsten Kennziffern seien deutsche Standardwerte
    damals ausgesprochen teuer bewertet gewesen. Gleichzeitig seien die
    Anleger sehr offensiv positioniert gewesen. In diesem Jahr seien
    Aktien dagegen trotz der Erholung der vergangenen Monate noch immer
    moderat bewertet. Zudem seien die Anleger eher zurückhaltend
    positioniert. Von einer Überhitzung seien Aktien weit entfernt.
    Angesichts der Erholungsanzeichen bei wichtigen konjunkturellen
    Frühindikatoren würden sich zudem wahrscheinlich die
    Gewinnperspektiven im weiteren Jahresverlauf wieder verbessern. Es
    bestehe derzeit somit kein Grund, sich von Aktien zu verabschieden.

    Die Commerzbank rechnet mit einer Richtungsentscheidung im Mai
    oder Juni und verweist auf historische Muster. Auch in früheren
    Jahren mit einem schwachen Jahresauftakt - wie 1995, 2001, 2008 und
    2009 - habe es häufig eine kurzfristige Zwischenerholung gegeben, die
    bis Mitte des zweiten Quartals angehalten habe. "Die
    Richtungsentscheidung fiel dann im Mai oder Juni, was auch 2016
    passieren dürfte". Seinen Optimismus für den Dax begründet das
    Institut jedoch nicht mit jahreszeitlichen Mustern, sondern mit der
    im Euroraum um 10% gewachsenen Geldmenge M1. Sie sei seit 1996 ein
    guter Indikator für die Entwicklung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses
    (KBV) des Dax gewesen. So habe bei einem M1-Wachstum von 10% das KBV
    regelmäßig eher im Bereich von 1,6 gelegen, was einem Dax von 11200
    entsprechen würde. Ein Abrutschen des Dax in Richtung seines
    Buchwerts, der aktuell bei 7000 Punkten liege, hab es nur in Jahren
    wie 2001, 2008 und 2011 gegeben, in denen die Geldmenge stagniert
    habe oder geschrumpft sei.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Der schlechte Ruf des Mai, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn Kaum ein Monat hat bei den Anlegern einen derart schlechten Ruf wie der Mai. Denn die Statistik zeigt, dass mit dem Mai eine bis September dauernde Phase beginnt, in welcher der Dax deutlich schlechter abschneidet als in der Zeit von Oktober bis …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer