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    Marktkommentar  1125  0 Kommentare Andreas Vester (HSBC): Der Markt treibt die FED vor sich her

    Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre

    RENTEN: Auf dem Markt herrscht Unsicherheit über die geplante Zinsnormalisierung in den USA. Anleger sollten aufgrund steigender Ölpreise vorsichtig bleiben.

    Eines der großen Themen an den Rentenmärkten ist nach wie vor die Inflationsentwicklung. Innerhalb der Eurozone ist diese weiterhin enttäuschend. Die Jahresrate der Verbraucherpreise lag im April mit minus 0,20 Prozent erneut im negativen Terrain. Auch die Kerninflationsrate sinkt weiter. Sie lag im vergangenen Monat bei nur noch 0,70 Prozent, nachdem sie im März noch 1,0 Prozent betragen hatte.

    US-Notenbanker in einer Starre

    Anders stellt sich die Situation in den USA dar. Hier steigen die Preise immerhin mit einer Jahresrate von 0,9 Prozent. Wirklich bemerkenswert hat sich jedoch die US-Kerninflationsrate in den vergangenen Monaten entwickelt. Seit November letzten Jahres liegt diese nun bei beziehungsweise oberhalb von zwei Prozent, Tendenz steigend. Da sich auch der US-Arbeitsmarkt immer weiter stabilisiert und die Arbeitslosenquote mittlerweile um die 5-Prozent-Marke pendelt, darf man sich schon einmal die Frage stellen, worauf die US-Notenbank Fed eigentlich wartet. Eine zweite Zinserhöhung im März wurde mit einem Verweis auf globale Unsicherheiten abgesagt.

    Als Beobachter hat man sowieso das Gefühl, dass die Fed eine Getriebene der Kapitalmärkte ist. Sobald der Aktienmarkt auch nur den Anschein einer etwas ausgeprägteren Korrektur zeigt, scheinen die amerikanischen Notenbanker in eine Starre zu verfallen. So wird es für die Zentralbank auch immer schwieriger, den Prozess der Zinsnormalisierung erfolgreich durchzuführen. Selbst per Jahresende 2016 ist ein weiterer Zinsschritt nur zu 45 Prozent eingepreist, Das bedeutet: Der Markt glaubt nicht an die ursprünglichen Ankündigungen der ameri ka nischen Zentralbanker, die im März für 2016 immerhin noch zwei Zinserhöhungen avisiert hatten. Damit ist jedoch natürlich auch das Rückschlagpotenzial an den Rentenmärkten recht hoch. Sollte die amerikanische Notenbank wider Erwarten doch noch mehrere Zinserhöhungen durchziehen, würde dies den Markt auf dem falschen Fuß erwischen.

    Wir rechnen derzeit mit zwei weiteren Zinserhöhungen bis zum Jahresende. Ein wichtiger Bestandteil ist unserer Meinung nach auch die oben skizzierte Preisentwicklung. Der Verfall des Ölpreises in der zweiten Jahreshälfte 2015 ist maßgeblich für einen großen Teil der Disinflation verantwortlich.

    Seitdem der Ölpreis für die Sorte Brent im Januar sein Tief bei unter 30 US-Dollar markiert hat, zeigt das schwarze Gold eine spürbare Stabilisierung. Per 30. April 2016 lag der Preis bei rund 47 US-Dollar. Dieser Preisanstieg wird sich mit Verzögerung auch in der Entwicklung der Verbraucherpreise zeigen. Zusätzlich ist die tatsächlich realisierte Inflationsrate mit verantwortlich für die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer hinsichtlich der zukünftigen Inflationsrate. Von dieser Seite wird also Druck von den Notenbanken genommen. Es kann damit gerechnet werden, dass sich die Inflationsrate in den kommenden Monaten weiter stabilisiert.

    Besser vorsichtig positionieren

    Die Rentenmärkte haben den Ölpreisanstieg im April bereits mit Renditesteigerungen quittiert. Vor allem das ultralange Ende des Marktes hat deutlich gelitten. So haben deutsche Bundesanleihen mit Restlaufzeiten von mehr als 10,5 Jahren einen negativen Return in Höhe von minus 2,41 Prozent erzielt (Bloomberg Ticker: RXRX Index). Und trotzdem rentieren 30-jährige Bunds bei nur einem Prozent, das heißt das Risiko scheint weiterhin hoch zu sein.

    Wir bleiben daher vorsichtig positioniert. In Benchmark-orientierten Mandaten bevorzugen wir aktuell ein geringeres Zinsexposure als der entsprechende Vergleichsindex. Und auch hinsichtlich unseres Peripherie-Exposures haben wir uns in den letzten Wochen etwas zurückgenommen und das deutliche Übergewicht reduziert. Wir sehen der Entwicklung zwar insgesamt weiterhin gelassen entgegen - die Zeiten aber, in denen die Peripherie-Risikoprämien (Spreads) nur eine Richtung kannten, scheinen vorerst vorbei zu sein.

    Andreas Vester ist zuständig für Fixed Income Portfolio Management bei HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH.




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