POLITIK
Ärztepräsident fordert Gesundheitskarte für Flüchtlinge
BERLIN (dpa-AFX) - Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery dringt auf die generelle Einführung einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge. Vor Beginn des Ärztetags in Hamburg sagte er der Deutschen Presse-Agentur: "Asylsuchende und Flüchtlinge brauchen eine Gesundheitskarte, um in das Regelsystem eingegliedert zu werden." Leichter Zugang zur ärztlichen Versorgung verhindere, dass Krankheiten sich verschlimmern. Auch Kosten könnten so reduziert werden.
Flächendeckend eingeführt ist die Gesundheitskarte für Asylbewerber bisher nur in Hamburg, Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein. Einige andere Länder haben zwar rechtliche Bedingungen geschaffen, die Kommunen setzen sie aber nicht um. Das Thema ist ein zentraler Punkt auf dem Ärztetag ab diesem Dienstag in Hamburg.
Dank des oft ehrenamtlichen Engagements vieler Ärzte funktioniere die medizinische Erstversorgung von Flüchtlingen sehr gut, sagte Montgomery. "Ein Problem ist aber, dass die medizinische Versorgung von Asylbewerbern auf akute Erkrankungen beschränkt ist." Damit werde der Arzt zu einem Sozialrichter, "der den einen besser behandelt als den anderen, nur weil er Flüchtling ist".
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Regelungsbedarf gebe es auch für den Umgang mit gesetzlich krankenversicherten ausländischen Patienten. "In einem Urteil hat das Bundessozialgericht festgestellt, dass die Amtssprache unserer Krankenversicherung Deutsch ist und deswegen nur ein Anspruch auf Leistungen in deutscher Sprache besteht", sagte Montgomery. "Das ist nicht zeitgemäß." Die gesetzliche Krankenversicherung solle auch Dolmetscherdienste für Patienten mitberücksichtigen./bw/DP/stk