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    Devisen-Debakel  3940  1 Kommentar Trotz Zinsaufschlag und zusätzlichem Zeitpuffer: Keiner will Putins Dollar-Bond

    Beim Versuch, sich frische Milliarden via Anleiheemission zu besorgen, ist das russische Finanzministerium grandios gescheitert. Statt der erhofften drei Milliarden Dollar flossen am Ende nur 1,75 Milliarden US-Dollar in die Haushaltskasse. Der Kreml begründet den Misserfolg mit westlichem "Telefonterror".

    Es wollte einfach keiner mitmachen bei dem Plan, den sich der russische Präsident Wladimir Putin und sein Finanzministerium in den Kopf gesetzt hatten. Zumindest kein westliches oder asiatisches Bankhaus, deren Funktion darin bestanden hätte, nach langer Zeit eine Dollar-Anleihe für den Kreml zu verkaufen, um endlich die russische Kasse klingeln zu lassen. 

    Und so musste die staatseigene VTB-Bank einspringen, um den Bond zu platzieren. Ausgerechnet das Haus, welches auf der schwarzen Liste westlicher Sanktionen steht. Zwar wäre der Kauf für westliche Geldhäuser nicht direkt verboten gewesen, doch hatten die Amerikaner ihren Einfluss an den Börsen geltend gemacht und den Banken nahegelegt, sich bei solcherlei Geschäften zurückzuhalten. 

    Entsprechend gering war das allgemeine Interesse, als die Anleihe letzten Donnerstag emittiert wurde. Dabei hatte Russland bereits im Vorfeld so einiges versucht, um den Investoren das Papier schmackhaft zu machen. Auf satte 2,6 Prozentpunkte wurde der Risikoaufschlag angehoben, das sind 0,7 Prozentpunkte mehr als beim letzten Auftritt Russlands am internationalen Anleihemarkt im Jahr 2013. Zusätzlich musste die Verkaufsfrist um einen Tag verlängert werden.

    Wie die "Welt" berichtet, muss sich der Kreml nun mit einem Einnahmevolumen von 1,75 Milliarden Dollar begnügen. Zu Beginn der Gedankenspiele war noch mit 3 Milliarden Dollar kalkuliert worden. Darüber hinaus hat sich noch immer kein westliches Abwicklungshaus gefunden, weswegen die Interessenten bislang nur über eine Kontoeröffnung in Moskau an die Schuldtitel kommen.

    In der Summe seien dennoch Zeichnungsaufträge von über sieben Milliarden Dollar zustande gekommen, ein Großteil davon aus London. Für das Finanzministerium ein eindeutiger Vertrauensbeweis. Als es jedoch um die Identität der Investoren ging, schwenkte der Leiter der Finanzagentur, Konstantin Wischkowski plötzlich um: Mit seinem "Telefonterror" habe Washington die Emission gezielt torpediert und Banken davon abgehalten, beim Verkauf mitzumachen. 

    "Wir haben aber bewiesen, das wir eigene Finanzinstitutionen haben, die Anleiheemissionen hinbekommen. Wir werden darauf auch in Zukunft setzen", zitiert ihn die "Welt".

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    Der Druck hierzu dürfte in der nächsten Zeit auf jeden Fall nicht abnehmen. Für das Jahr 2016 prognostiziert die Ratingagentur Fitch dem russischen Haushalt ein Defizit von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das größte Minus seit sechs Jahren. Der bisherige Anstieg des Ölpreises auf rund 50 Dollar gibt dem Land dabei noch keinen Grund zum Aufatmen. Erst bei 70 Dollar pro Fass glauben Experten an eine Rückkehr der wirtschaftlichen Stabilität Russlands. 





    wallstreetONLINE Redaktion
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