Gibt's noch Grund zur Hoffnung?
OPEC-Treffen in Wien: Gebannte Erwartung am Ölmarkt (Update)
Update: Bei dem Delegiertentreffen der Organisation erdölexportierender Länder konnte keine Einigung über eine Deckelung der Ölfördermengen erzielt werden. Stattdessen wird man sich aller Voraussicht nach am 30. November zu erneuten Gesprächen in Wien treffen. Der Nigerianer Mohammed Barkindo wurde zum neuen Generalsekretär ernannt, daneben darf der zentralafrikanische Staat Gabun der Organisation nach zwei Dekaden wieder beitreten. Mit einer Produktionsmenge von 240.000 Fässern pro Tag wird es das kleinste Förderland und 14. Mitglied der OPEC sein (Quelle: "WSJ")
Nach der überraschenden Ankündigung über neue Diskussionen der OPEC zur Deckelung der Fördermengen frohlockten die Ölmärkte, der Brentpreis stieg kurzfristig auf über 50 Dollar pro Fass. Vor der Bekanntgabe der Ergebnisse hat sich indes schon wieder Ernüchterung eingestellt.
Die Wenigsten gingen davon aus, dass es am heutigen Donnerstag beim OPEC-Treffen in Wien zu einem Konsens bezüglich der Ölfördermengen kommen wird. Stattdessen stand vielmehr die Frage nach dem Standpunkt Saudi Arabiens im Raum, ist das Land doch aktuell damit beschäftigt, seine gesamte Wirtschaft umzukrempeln. Und ohne die Einbeziehung des Hauptkonkurrenten Iran sei Sadu Arabien sowieso nicht daran interessiert, die Ölproduktion zu drosseln.
Umso überraschter wurde die Neuigkeit aufgenommen, dass sich die Mitgliedsländer nun wohl doch über mögliche Fördergrenzen beratschlagen wollen. Die verheißungsvolle Botschaft ließ den Preis von Brent und WTI um jeweils rund 3 Prozent ansteigen, wobei Brent wieder die 50-Dollar-Marke knackte.
Mit dem Hinweis verschiedener Experten, man solle dennoch nicht zu viel erwarten, stellte sich indes schon wieder Ernüchertung an den Märkten ein, die minimalen Zugewinne sind längst wieder aufgezehrt. Demnach ist kaum davon auszugehen, dass es zu einer Einigung über marktstabilisierende Quoten kommen wird, vor allem, weil der Iran dem Vorhaben bereits in der Nacht eine Absage erteilt hat und stattdessen eher auf individuelle Länderquoten pocht.
Diese seien Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg zufolge allerdings recht unwahrscheinlich. Daneben lautet das derzeitige Credo der saudischen Delegation: "Ohne den Iran - ohne uns". Überhaupt sei ihnen der Ölpreis egal, wie Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman bereits im April in dezent passiv-aggressiver Manier kungab (lesen Sie mehr dazu hier).
"Wir rechnen deshalb nicht mit einem solchen Zielwert, der unter Berücksichtigung der derzeitigen OPEC-Produktion, der gegenwärtigen Ausfälle in Nigeria und Libyen und der noch zu erwartenden Produktionssteigerung im Iran ohnehin bei mindestens 34 Mio. Barrel pro Tag liegen müsste und damit keinen ausgeglichenen Markt garantieren würde", so Weinberg. Mit der möglichen Ausweisung eines Anstiegs der US-Rohölvorräte durch das US-Energieministerium könnten die Ölpreise heute auch noch zusätzlich unter Druck geraten.