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    Von Markt- und Planwirtschaft  4467 Controller an der Macht. Was, wenn Sie versagen? Chaos droht...

    »Planwirtschaft«, obwohl als Ausdruck salonfähig, ist unter Ökonomen ein hartes Schimpfwort. Alles, was in der Wirtschaft nicht aus Eigeninitiative entspringt und über das danach nicht der eisige Wind von Angebot und Nachfrage weht, ist von Übel. Das erste Wort, das aufrechte Marktwirtschaftler morgens in den Spiegel sprechen, heißt »Wettbewerb«. Das Gegenteil von uneingeschränktem Wettbewerb wäre – Planung.

    Wäre. Wenn nicht auch jeder Unternehmer ein wenig planen müsste, bevor er etwas auf den Markt bringt. Ergo gibt es in der Marktwirtschaft auch gute Planwirtschaft. Wenn sie sich den großen Fragen widmet, heißt sie »Unternehmensstrategie«. In ihrer Öffentlichkeitsarbeit können Kapitalisten bisweilen sogar tiefsinnig werden – sie haben dann eine »Vision« oder eine »Unternehmensphilosophie«.

    Den Mühen der Ebene widmet sich dagegen die Disziplin der Budgetplanung, neudeutsch »Controlling« genannt. Das klingt nach Fahrscheinkontrolle. Aber anders als in der Buchhaltung wird hier nicht geschaut, ob es für jeden Zahlungsvorgang einen ordentlichen Beleg gibt (und ob dessen Einreicher die fragliche Summe auch wirklich ausgeben durfte). Controller legen fest, wann ein Unternehmen mit welchen Dingen wie viel Geld einnehmen soll – und wer zuvor wie viel Geld für was ausgeben darf. Anders gesagt: Controller verwandeln ein Stockwerk tiefer die großen Strategien und Visionen der Chefetage in penible Zahlenwerke. In gigantische Excel-Tabellen aus Einkaufsbudgets bis hinunter zu den Bleistiften. Aus Absatzzahlen und Endpreisen für jedes einzelne Produkt. Und aus Gehaltslisten vom CEO bis zum Hausmeister. Buchhaltung ist Vergangenheits­bewältigung. Controlling berechnet Zukunft in Kleingeld.

    Man könnte das an sich sinnvolle Tun dieser Stabsabteilung allerdings auch ganz böse beschreiben. Nennen wir das Topmanage­ment spaßeshalber mal »Zentralkomitee«. Was war das noch? Ach ja, das weise Gremium, das genau wusste, was »die Arbeiterklasse« so alles braucht. Jetzt ersetzen wir »Arbeiterklasse« wieder durch »Markt« oder »Kundenwünsche«. Im Prinzip machen Plankommission und Controlling nun das gleiche: Beide legen en détail die Zukunft fest. Und sie verpetzen jeden beim ZK, der seine Planvorgaben verfehlt.

    Diese Art des Wirtschaftens kann auch in der Marktwirtschaft lustige Blüten treiben. Unser Verleger hört jetzt mal kurz weg: Auch Buchverlage legen ein Jahr im Voraus fest, wie viel Umsatz und wie viel Gewinn sie machen wollen. Verständlich. Wie alle Unternehmen können auch Verlage nicht wissen, ob die Kunden ihre tollen Bücher kaufen werden. Logisch. Doch oft gibt es sogar Bücher, von denen sie vor einem Jahr noch gar nicht wussten, dass sie deren Autoren unter Vertrag nehmen werden. In der Planung sind das die sogenannten »N. N.-Titel« (von lat. nomen nescio = »Name unbekannt«). Autor, Titel, Inhalt, Umfang und Ausstattung des Buches, all das ist noch unbekannt. Zwei Dinge weiß das Controlling allerdings schon ganz genau: Was das Buch kosten wird; und wie viele Exemplare man im kommenden Jahr verkauft. Klasse, oder?


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    Marc Friedrich
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    Marc Friedrich ist Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor (5 Bestseller in Folge), ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater.

    Der studierte Betriebswirt erlebte 2001 den Staatsbankrott der argentinischen Regierung und dessen ruinöse Folgen für das Land und seine Bürger aus nächster Nähe mit. Seitdem beschäftigt er sich mit dem Geldsystem, Wirtschaftsgeschichte und Vermögenssicherung. Marc Friedrich berät strategisch seit über einem Jahrzehnt erfolgreich international Privatpersonen, Unternehmen, Spitzensportler, Schauspieler, Family Offices, Stiftungen und Pensionskassen zur Vermögenssicherung, Asset-Allokation und Krisenvorsorge.

    Seit 2006 baut er maßgeschneiderte, individuelle Strategien zur Vermögenssicherung für seine Kunden vom Privatanleger, Unternehmen bis hin zum Family Office. Und das weltweit! Marc Friedrich ist ein Vordenker, immer neugierig, in keiner Denkschublade verhaftet, kein Dogmatiker und weder Optimist noch Pessimist, sondern Realist!

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    Verfasst von Marc Friedrich
    Von Markt- und Planwirtschaft Controller an der Macht. Was, wenn Sie versagen? Chaos droht... Was geschieht, wenn Controller in großen Konzernen das Zepter der Macht übernehmen? Und was geschieht, wenn in eben diesen Konzernen das Controlling komplett versagt?

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