Wir Babyboomer - Seite 3
Unabhängig von der Position, die der Leser zu diesem Thema einnimmt, müsste er zugeben, dass dadurch eine Situation entstünde, die die Politikverdrossenheit der Jugend weiter in die Höhe treiben würde.
„So what“ werden einige Ältere sagen. Wir haben die gleichen demokratischen Rechte wie die Jüngeren. Ja, aber. Die Angelegenheit ist nicht so simpel. Müssen es unsere Kinder akzeptieren, dass ihr politischer Einfluss so gering sein wird wie für keine ihrer Generationen vorher?
Frank Schirrmacher hielt „die Vorstellung für ziemlich unrealistisch, wonach die Älteren von morgen auf Grund ihrer hohen Zahl die Jüngeren politisch dominieren werden.“ Stattdessen, so Schirrmacher, „werden wir uns in den Schutz der Jungen begeben. Die Jungen sind weniger, aber sie sind stark: Es sind die Polizisten, die Bankbeamten, die Journalisten, die Ärzte, die Krankenschwestern, die sich gegen uns auflehnen werden, wenn wir wirklich beabsichtigen, mit Hilfe unserer Wählerstimmen uns als ausbeutende Klasse über sie zu erheben.“
Starken Jungen stehen fitter werdende Ältere gegenüber, das hat Schirrmacher möglicherweise zu wenig bedacht. Nichtsdestotrotz – und vielleicht auch gerade deshalb – wächst das Konfliktpotential.
Als Vater möchte ich gewährleistet sehen, dass meine Kinder ihre demokratischen Rechte adäquat ausüben können und eine faire Chance haben, ihre Themen durchzubringen. Im Jahr 2030 wird dies ohne einen Generationenvertrag, in dem Rechte und Pflichten von Älteren und Jüngeren definiert werden, kaum noch möglich sein. Es dürfte klar sein, dass die Politikverdrossenheit der Jüngeren ohne einen Schutzmechanismus zunehmen wird. Ob die Jugend revoltiert? Fünfzig Jahre lang herrschte Ruhe, die „Studentenrevolution“ liegt lange zurück. Eine Ruhephase von einem halben Jahrhundert ist eine lange Zeit.
Aber dazu muss es nicht kommen. Ich stelle mir für das Jahr 2030 eine Welt vor, in der wir Babyboomer gelernt haben, uns nicht zu sehr von unseren Ängsten leiten zu lassen. In der wir uns darüber im Klaren sind, dass wir in einer altersprivilegierten Zeit leben, die in der Menschheitsgeschichte bisher nicht existierte. Und in der wir darauf achten, dass wir die Jugend nicht erdrücken.
Ein Beitrag von Robert Rethfeld.
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Robert Rethfeld betreibt den Börsendienst Wellenreiter-Invest. Kernprodukt ist ein handelstäglich erscheinender, abonnementsbasierter Börsenbrief. Seit Ende der 80er Jahre lebt er im Vordertaunus, zunächst in Bad Homburg und seit dem Jahr 1999 in Oberursel. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und hält sich durch Laufen im Taunus sowie durch Golfspielen fit.
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Bildquelle: dieboersenblogger.de