DAX
„Brexit“-Reaktionen waren übertrieben
Nach einem ersten Schock und den infolge der „Brexit“-Entscheidung erlittenen Kursverlusten, konnte sich der DAX wieder stabilisieren. Dies zeigt, dass Investoren trotz der negativen Auswirkungen des Referendums übertrieben reagiert haben dürften.
Der zwischenzeitliche Crash an den Aktienmärkten hat in nur wenigen Stunden zu einem Verlust der weltweiten Marktkapitalisierung von 5 Bio. US-Dollar geführt. Dies ist ein erheblicher Schaden, der der doppelten Wirtschaftsleistung Großbritanniens und 17 Prozent der Wirtschaftsleistung der G7-Staaten im Jahr 2015 entspricht. Im DAX lag das Minus bei rund 95 Mrd. Euro. Unabhängig davon, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU nachtteilig für das Wirtschaftswachstum der Europäischen Währungsunion sein wird, zeigt sich aber auch, dass die Reaktion der Kapitalmärkte mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich übertrieben ausgefallen ist.
Auch beim DAX war der Crash aus Sicht unserer DZ BANK Analysten übertrieben. Der Brexit wird aus Analystensicht per Saldo langfristig negative Auswirkungen auf die britische Wirtschaft haben, wenngleich der eigentliche Austritt der Briten frühestens in zwei Jahren erfolgen dürfte. In der DZ BANK Researchabteilung geht man davon aus, dass das Wachstum in Großbritannien insbesondere von sinkenden Investitionen und Geschäftsverlagerungen im Vorfeld des EU-Austritts betroffen sein würde. Dieses würde insbesondere die Finanzindustrie und die Industrie betreffen. Auch das Wirtschaftswachstum in Deutschland und im Euroraum wird wohl in Mitleidenschaft gezogen werden.
Unsere DZ BANK Analysten erwarten, dass in den nächsten Tagen und Wochen – wie in Krisen üblich – eine enorme Volatilität an den Finanzmärkten herrschen wird, der sich auch die Aktienmärkte nicht entziehen können. Insbesondere der DAX dürfte aus Analystensicht wegen seiner Liquidität im (Futures-)Handel erneut überproportional in Mitleidenschaft gezogen werden. Ähnliches war auch während der Griechenland- oder der Ukraine-Krise zu beobachten, als der DAX teilweise stärker schwankte als andere Länderindizes.
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Langfristig entscheidend ist, welche Auswirkungen ein Brexit auf die fundamentale Entwicklung der deutschen Unternehmensgewinne hat. Unsere DZ BANK Analysten schätzen, dass die DAX-Unternehmen 2015 weniger als 5 Prozent der Umsätze in Großbritannien erzielt haben. Ein Grund, warum ihnen eine maßgebliche Reduktion (zum Beispiel 5 oder 10 Prozent) des fairen Wertes des DAX nicht möglich erscheint. Dies ginge rechnerisch nur, wenn die gesamte Nachfrage aus Großbritannien ersatzlos wegfallen würde, was sehr unrealistisch erscheint. Die direkten Folgen scheinen also verkraftbar zu sein. Allerdings lassen sich die Aussagen über die Auswirkungen des Brexit nicht für jedes der 30 DAX-Unternehmen in der gleichen Art und Weise treffen. Während die negativen Folgen mit der Zeit für den DAX insgesamt überschaubar bleiben sollten, gilt es eine Einzelwertbetrachtung vorzunehmen, da der britische Markt für einige DAX-Konzerne wichtiger ist als für andere.