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    Börsen-Zeitung  598  0 Kommentare Stresstest für Bankenunion, Kommentar zu Italiens Banken von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - So schnell kann es gehen: Gerade noch sind die
    letzten Euro-Staaten dabei, die EU-Abwicklungsrichtlinie - die
    berühmt-berüchtigte "BRRD" - umzusetzen, da gibt es bereits erste
    Versuche, das neue Regelwerk auszuhebeln. Italiens Regierung bangt
    angesichts hoher fauler Kredite in den Bilanzen heimischer Banken um
    deren Widerstandsfähigkeit - und denkt über allerlei nach, um den
    Instituten den Rücken zu stärken. Was genau sich Premierminister
    Matteo Renzi vorstellt, ist zwar noch unklar. Aber vieles, was er von
    sich gibt und womit hohe Beamte zitiert werden, lässt vermuten, dass
    Italien bereit ist, doch wieder auf das Geld der Steuerzahler
    zurückzugreifen und Anteilseigner und Gläubiger zu schonen.

    Nachgedacht wird etwa über eine staatlich flankierte Ausweitung
    des Bankenhilfsfonds Atlante, der es Instituten leichter machen soll,
    ihr Kapital zu erhöhen. Diskutiert wird zwischen Brüssel und Rom aber
    auch über Möglichkeiten staatlicher Kapitalisierungshilfen auf Basis
    einer Sonderklausel für vorbeugende Maßnahmen in der
    EU-Abwicklungsrichtlinie. Kurzum: Viel Fantasie wird verschwendet, um
    Wege zu finden, jene Regeln äußerst großzügig auszulegen, auf die man
    sich nach langem Tauziehen endlich geeinigt hat.

    Das Risiko ist augenscheinlich. Italiens Regierung versucht, die
    EU-Abwicklungsrichtlinie so weit wie möglich aufzubohren, um
    staatliche Hilfen zu erlauben. Die EU-Wettbewerbshüter tun zwar Recht
    daran, nicht halsstarrig zu sein, sondern mit Rom über Lösungen zu
    verhandeln - insbesondere zur Schonung privater Kleinanleger. Denn es
    gibt ja durchaus Spielraum für staatliche Hilfe innerhalb des
    EU-Rechts. Aber eben nur unter strikten Auflagen.

    Wichtig ist daher, dass sich die EU-Behörde auf keine beliebigen
    Kompromisse einlässt, sondern auf Prinzipien besteht. Und die lauten:
    Das EU-Recht lässt Staatsbeihilfen allenfalls dann zu, wenn sich
    Anteilseigner und zumindest Nachranggläubiger ebenfalls beteiligen.
    Und die betroffenen Banken müssen eine harte Sanierung akzeptieren,
    um die Chance ihrer Überlebensfähigkeit zu erhöhen.

    In wenigen Wochen werden Stresstests offenbaren, wie es um
    Italiens Banken steht. Diese Überprüfungen werden zugleich ein
    Stresstest für die Bankenunion. Denn wenn die EU-Kommission aus
    Nachgiebigkeit gegenüber Italien die Grundlagen des neu geschaffenen
    Bail-in-Regimes quasi schon bei erster Gelegenheit aufgibt, schwindet
    der Glaube, dass Europa etwas aus der Finanzkrise gelernt hat.

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