'WSJ'
Finanzminister warnen vor Nachteilen für Europas Banken durch neue Regeln
BRÜSSEL (dpa-AFX) - In Europa wächst der Widerstand gegen eine weitere Verschärfung der internationalen Kapitalregeln für Banken. Die EU-Länder sehen in den Plänen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht eine Gefahr für die Kreditvergabe und Wettbewerbsnachteile für die europäischen Banken, wie das "Wall Street Journal" (Dienstag) berichtete. Eine entsprechende Stellungnahme wollten die Finanzminister bei ihrem Treffen am heutigen Dienstag vorlegen.
Besonders besorgt sind die EU-Regierungen laut Zeitung über die geplante strengere Behandlung von Immobilienkrediten. Diese Regelung werde US-Geldhäuser bevorzugen. Grund ist, dass in den USA Banken Häuserdarlehen anders als in Europa in der Regel nicht in die eigenen Bücher nehmen müssen, sondern an staatliche Hypothekenbanken auslagern können.
Viele Länder befürchten laut Zeitung, dass die Kreditinstitute wegen der neuen Regeln hunderte Milliarden Euro frisches Kapital aufnehmen müssten. Dies dürfte den Banken in Europa angesichts eingebrochener Aktienkurse schwer fallen. Hinzu kommen die schwachen Ertragsaussichten wegen der Niedrigzinsen. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Schieflagen. Allerdings ist das für die Banken auch teuer und macht viele Geschäfte weniger lukrativ.
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Der Baseler Ausschuss will bis zum Jahresende neue Vorgaben für die Risikoberechnung bei Banken vorlegen. Die Branche in Europa sieht darin die nächste Regulierungswelle auf sich zukommen. Dagegen betont dass Komitee, mit den Reformen lediglich die nach der Finanzkrise 2007/08 beschlossenen strengeren Regeln für Banken - Basel III genannt - feinschleifen zu wollen. Mit den neuen Regeln würde kein "signifikant" höherer Kapitalbedarf bei den Instituten einhergehen. Im Baseler Ausschuss haben sich Bankaufsichtsbehörden aus den führenden Wirtschaftsnationen zusammengeschlossen, um die Spielregeln für die Branche abzustimmen./enl/she/fbr