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     2155  0 Kommentare S&P 500 – mal wieder euphorisch

    US-Aktien haben die vierte Gewinn-Woche in Folge hinter sich, europäische Festlands-Aktien laufen hinterher. Nichts scheint Aktien aufhalten können, weder der sogenannte Putsch in der Türkei, noch der Bürgerkrieg in Syrien, noch Terroranschläge in Frankreich und anderswo, auch keine Spannungen im südchinesischen Meer, nicht das schwache Wachstum der Weltwirtschaft, nicht sinkende Produktivität. Auch die Überschuldung weiter Teile der Welt, demographische Entwicklungen etwa in Europa und notleidende italienische Banken stören nicht. Zunehmender Protektionismus, der Brexit, das Scheitern der EU, herumlavierende TV-Politiker, Zulauf für Separatisten? Auch das kann Anleger nicht davon abhalten, in Aktien zu investieren.

    Daniel Stelter spricht von einem Paralleuniversum, in dem sich die Finanzmärkte bewegen. Und wenn dann doch eines der genannten Themen für kurze Zeit in den Vordergrund tritt: Die Kurse von Währungen und Anleihen, die als “sicher” gelten, steigen auf ohnehin hohem Niveau weiter. Die Aktienmärkte fallen zunächst für ein paar Tage, wenig später notieren sie nicht selten höher als zuvor. Jedes Mal verstärkt sich die Anomalie weiter. Der „Disconnect“ zwischen Realität und Asset-Preisen nimmt immer krassere Formen an.

    Die Zahl der Anleihen, die eine negative Rendite abwerfen, steigt immer weiter. Die dort investierte Summe hat mittlerweile ein signifikantes Niveau erreicht – und es geht weiter. Mag sein, dass der Sicherheitsaspekt eine Rolle spielt – Bargeld auf dem Konto, noch dazu in Europa, ist weniger sicher aufbewahrt. Mag sein, dass solche Anleihe-Investoren darauf spekulieren, dass die Inflationsrate negativ wird und sie so real noch einen kleinen Gewinn erwirtschaften. Klar sollte ihnen aber auch sein, dass angesichts der überbordenden Verschuldung die Wahrscheinlichkeit immer weiter abnimmt, ihr investiertes Geld noch einmal wieder zu sehen. Ob eine solche Anlage unter diesem Aspekt eine wirklich gute Idee ist?

    US-Staatsanleihen sind im weltweiten Vergleich immer noch attraktiv. Und mit Blick auf Gesamtverschuldung, Wirtschaftwachstum, Bevölkerungsstruktur und Innovationskraft sind sie auch sicherer. Die USA also der Einäugige unter den Blinden. Das ist ein Grund, warum der Dollar immer stärker wird – ausländisches Kapital sucht Rendite, vorzugsweise auch noch gehebelt über billige Euro-Kredite.

    Die Jagd nach Rendite treibt Kurse und Bewertungen auf ein absurdes Niveau. Bei US-Aktien wird die Talsohle der Gewinnentwicklung gefeiert. Im Juni wurde noch damit gerechnet, dass die Q2-Gewinne im S&P 500 im Jahresvergleich um 5% sinken, jetzt sollen es nur noch –3% sein. Das ist immer noch das fünfte Quartal Gewinnrezession in Folge, aber die Aktienkurse werden von der Erwartung getragen, dass der Boden der Entwicklung erreicht ist und die Gewinne fortan kräftig sprudeln werden.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    S&P 500 – mal wieder euphorisch US-Aktien haben die vierte Gewinn-Woche in Folge hinter sich, europäische Festlands-Aktien laufen hinterher. Nichts scheint Aktien aufhalten können, weder der sogenannte Putsch in der Türkei, noch der Bürgerkrieg in Syrien, noch Terroranschläge …