Viel Liquiditäts- und wenig Fundamentalhausse am deutschen Aktienmarkt - Seite 2
Brüssel und die Rest-EU sollten sich nicht der Illusion hingeben, Großbritannien wirtschafts- und industriepolitische Bedingungen diktieren zu können. London registriert – als diplomatische Weltmacht – sehr genau, dass Europas Politiker sich in vielen Fragen uneins sind. Zudem leidet Kontinental-Europa unter (finanz-)politischen Krisen wie die Hängepartie der spanischen Regierungsbildung, die zunehmende Stärke EU-kritischer Parteien und die Bankenkrise in Italien. London wird versuchen, diese Disharmonie im Zuge der Neuverhandlung der Beziehungen zur EU für sich zu nutzen, um insgesamt wieder ein attraktiver Industriestandort zu werden.
Einen Vorgeschmack auf eine zukünftig zunehmende Konkurrenzfähigkeit Großbritanniens liefert die im europäischen Vergleich einseitige Stimmungsverbesserung in britischen Industrieunternehmen, die den stärksten Zuwachs in der fast 25-jährigen Geschichte der Datenerhebungen erzielt. Interessanterweise ist die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe aktuell besser als vor der Brexit-Abstimmung. Auch wenn sicherlich die momentane Pfund-Schwäche und das Abebben des ersten Brexit-Schocks für die Klimaaufhellung mitverantwortlich sind, sollte der neue wirtschaftspolitische „Ruck“, der durch die britischen Unternehmen geht, nicht unterschätzt werden.
Die Schwellenländer sind wirtschaftlich nicht mehr das, was sie einmal waren
Sicherlich hat sich die schlechte Stimmung gegenüber Schwellenländern seit Mitte 2015 spürbar aufgehellt. Fiskal- und geldpolitische Stimulierungsmaßnahmen insbesondere in China haben die Gefahren eines hard landing Asiens eingedämmt. Die Aktienmärkte der Schwellenländer reagieren positiv: Nach knapp 30-prozentigen Kursgewinnen seit ihrem 6-Jahres-Tief im Januar – der MSCI Emerging Markets Index befindet sich klar im Bullenmarkt – steigt zwar das Risiko zwischenzeitlicher Kursrücksetzer durch Gewinnmitnahmen. Jedoch spricht die deutlich nachgelassene Volatilität für eine auch weiterhin geringe Risikoaversion.
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Dennoch muss festgestellt werden, dass die Schwellenländer ihren langjährigen Nachfragesog nach westlichen und deutschen Produkten reduzieren werden, nicht zuletzt, da sie selbst als Anbieter im Außenhandel auftreten. Die neue Sachlichkeit in der chinesischen Volkswirtschaft zeigt sich im offiziellen als auch im vom Finanzdatenanbieter Caixin veröffentlichten Einkaufsmanagerindex. Sie dokumentieren vor dem Hintergrund eines schwierigen Übergangs von einer Export und Immobilien getriebenen hin zu einer nachhaltigen Konsum- und Dienstleistungswirtschaft eine Konjunkturstabilisierung in China lediglich auf niedrigem Niveau.