ETF Securities - September Ausblick 2016
GBP im Tiefflug
Folgen des Brexit-Referendums
Das Ergebnis der Volksabstimmung im Juni war ein Schock für die Finanzmärkte – die Mehrheit der Briten hatte für einen Austritt aus der EU gestimmt. In der Folge knickte das GBP in den Tagen nach dem Referendum um 11% ein.
Bisher wurde jedoch nicht weiter geklärt, wann das Land tatsächlich den Austritt nach Artikel 50 der EU-Verfassung erklären will (was den offiziellen Beginn einer zweijährigen Austrittsfrist markieren würde). Die neue britische Premierministerin Theresa May hat bisher nur bestätigt, dass das Land aus der EU austreten wird.
Die Unsicherheit im Hinblick auf den konkreten Kurs des Landes beim Austritt aus der EU dürfte die potenziellen negativen Effekte auf die britische Wirtschaft zusätzlich verlängern. Der Zeitpunkt für die Eröffnung des Austrittsverfahrens nach Artikel 50 ist ebenso wichtig wie die endgültige Struktur der Handelsverträge zwischen Großbritannien und der EU.
Abschätzung des Schadens
Die erhöhte Volatilität der Wechselkurse war 2016 eine zentrale Eigenschaft der Märkte, die durch die Politik der Notenbanken und einmalige Ereignisse (wie beispielsweise das Brexit-Referendum) noch zusätzlich verstärkt wurde.
Das GBP reagierte besonders empfindlich auf Phasen erhöhter Volatilität, und aktuell bewegt sich der Wechselkurs zum USD nahe den 30-Jahres-Teifs. Zwischenzeitlich hat die Bank of England jedoch Maßnahmen zur Stützung der britischen Wirtschaft beschlossen, sodass an den Märkten eine gewisse Ruhe eingekehrt ist. In der Folge hat die Volatilität abgenommen, wobei die Erholung des GBP insgesamt schleppend verläuft.
Importierte Inflation
Zunächst fiel die Inflation überraschend hoch aus und erlebte den stärksten Anstieg seit November 2014. Im Juli stieg der VPI um 0,6% relativ zum Vorjahr, während die Kerninflation bei 1,3% seitwärts tendierte. Vor allem die importierte Inflation infolge der Schwächung des GBP könnte zum Jahresende einen Anstieg der Teuerung bewirken (hauptsächlich über Lebensmittel- und Treibstoffimporte). Im britischen VPI-Korb entfallen ca. 15% auf Lebensmittel und Getränke.
Die Schwächung des GBP um 10% könnte somit einen Anstieg des britischen VPI um 1% in den nächsten 6-12 Monaten (nach Wechselkursschwankungen) bewirken. In ihrem Inflationsbericht für August 2016 geht die BoE davon aus, dass die Auswirkungen des EU-Referendums bis 2018 einen Anstieg der Inflation über die Zielmarke der Bank hinaus bewirken werden.