ETF Securities - September Ausblick 2016
GBP im Tiefflug - Seite 2
Unseres Erachtens könnten die Auswirkungen des Referendums auf das GBP (und damit auf die britische Inflation) einen Anstieg der Inflationserwartungen begünstigen. Angesichts des zu erwartenden Anstiegs der VPI-Werte im Zuge steigender Lebensmittel- und Treibstoffpreise in den kommenden Monaten könnten sich die Inflationserwartungen relativ rasch erholen, sodass die Bank of England unter Druck geraten könnte.
Bank of England riskiert Anstieg der Inflation
Obwohl ein Anstieg der Inflation erwartet wird, hat die BoE die Zinsen gesenkt und weitere QE-Maßnahmen zur Stützung der britischen Wirtschaft beschlossen. Die Bank hat angekündigt, ihre Wachstumsprognose für die nächsten drei Jahre relativ zu den Werten der Prognose im Mai um insgesamt um 2,5% nach unten zu korrigieren.
Infolge der zusätzlichen Käufe der Notenbank sind die Zinsen entlang der Giltkurve gesunken, und der Rückgang des GBP-Wechselkurses verlief parallel zur Entwicklung der Realzinsen.
Obwohl sich die Auswirkungen des Brexit-Votums nur schwer durch harte Zahlen belegen lassen, deuten die Stimmungsdaten auf einen potenziell drastischen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität hin.Hiervon dürften vor allem die Investitionen im britischen Unternehmens- und Immobiliensektor betroffen sein, wobei ein Rückgang um 4,75% bzw. 2% im nächsten Jahr durchaus möglich scheint.
„Reset“ für den britischen Haushalt
Die neuen Haushaltsziele werden in der Herbstrede des Schatzkanzlers im November bekanntgegeben. Unter dem neuen Schatzkanzler Hammond wurden bisher wenige Details bekannt. Es wurde lediglich verlautbart, der Haushalt müsse „zurückgesetzt“ werden. Hammond sicherte außerdem zu, beim Austritt aus der EU für europäische Subventionen an Landwirte, Wissenschaftler und Universitäten zu bürgen. Das Schatzamt beziffert die entsprechenden Beträge im Haushalt 2014/15 auf ca. 6 Mrd. GBP.
Obwohl die Zahlen für den Haushalt noch nicht vorliegen, haben die großen Ratingagenturen das britische Bonitätsrating gesenkt, bedingt durch den negativen Ausblick für die britische Konjunktur und die bestehenden Haushaltsrisiken.
Zwar deuten die Prognosen für die Netto-Kreditaufnahme des öffentlichen Sektors in die richtige Richtung, doch fallen die Schätzungen für das erforderliche Kreditvolumen insgesamt zu niedrig aus. Im März 2016 verschob das Office of Budget Responsibility (OBR) die geplante Rückzahlung von Verbindlichkeiten auf 2019/20, ein Jahr später als im Haushalt vom März 2015 vorgesehen. Angesichts des kommenden Brexits dürfte dieser Termin in der Herbstrede im November erneut um mehrere Jahre verschoben werden. Tatsächlich entsprach die Senkung der Netto-Kreditaufnahme im öffentlichen Sektor mit 11% noch nicht einmal der Hälfte der erforderlichen Reduzierung um 26% zur Erreichung der Haushaltsprognose.
Das GBP hat infolge der potenziellen Konjunkturschwäche im Zusammenhang mit dem Brexit spürbar nachgegeben. Diese Schwäche scheint zum aktuellen Zeitpunkt vollständig im Wechselkurs eingepreist zu sein. Obwohl wir derzeit keinen direkten Katalysator für eine Erholung des GBP erkennen, dürfte sich die Währung in der Nähe ihres strukturellen Tiefs bewegen.