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     484  0 Kommentare Der Fluch der Negativzinsen

    Es ist ein kaum vorstellbares Szenario, das der Ex-IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff für den Fall eines Ausbruchs einer neuen Finanzkrise aufzeigt: drastische Minuszinsen von -5 oder -6 Prozent und eine weitgehende Bargeldabschaffung. Maßnahmen, deren Erfolg nicht einmal gesichert ist. Und Maßnahmen, die die meisten Menschen nicht verstehen werden. Das hätte sicherlich auch für meine Schwiegermutter gegolten, wenn sie denn noch am Leben wäre. Und ich frage mich, was sie wohl dazu gesagt hätte.

    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie sich in ihren letzten Lebensjahren häufig bei mir darüber beklagt hatte, dass sie angesichts der immer niedrigeren Zinsen immer weniger Taschengeld zur Verfügung habe. Damals hatte sie immerhin noch Staatsanleihen mit einem Coupon von 4 Prozent p. a. in ihrem Wertpapierdepot und konnte sich so die eine oder andere Ausgabe leisten, die sie sich sonst nicht gestattet hätte. Ja, die alte Dame stand für mich stellvertretend für viele andere Sparer in Deutschland. Denn sie verfolgte eine weitverbreitete Strategie, bei der sie im Geiste unbewusst nicht nur für das gesamte Kapital, sondern auch für jede einzelne Zinszahlung ein eigenes Konto (bekannt unter dem Begriff „mentale Konten“) eröffnete.

    Ausgegeben statt gespart

    Egal, wie gering diese Zinszahlungen waren – meine Schwiegermutter erlebte sie wie viele andere auch stets als einen Gewinn. Und sie hatte deswegen auch kein schlechtes Gewissen, diese Gewinne zu verbrauchen. Dass sich dabei klammheimlich der Wert des Kapitalkontos durch die Inflation verringerte, für deren Ausgleich die Zinsen unter anderem eigentlich gedacht waren, schien sie nicht zu bemerken. Denn wenn das Kapitalkonto ohnehin über viele Jahre hinweg oder gar nicht angerührt wird, kann man auch nicht bemerken, dass man für dasselbe Geld über die Jahre immer weniger hätte kaufen können. Dass dieser Wertverlust oft sogar höher ausfiel als die gezahlten Zinsen, wurde ihr somit nicht bewusst.

    Entkleideter negativer Realzins

    Erst als selbst die langfristigen Renditen unter 0 Prozent gefallen waren, begannen viele Menschen zu erkennen, dass so etwas wie eine negative Realverzinsung (Nominalzinsen minus Inflationsrate) eingetreten sein musste…

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    GoldbergEin Beitrag von Joachim Goldberg.

    Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein. Seitdem setzt er sich intensiv mit der ”Behavioral Finance” genannten verhaltensorientierten Finanzmarktanalyse auseinander.

    Joachim Goldberg schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.der-goldberg.de.

    Bildquelle: Joachim Goldberg / dieboersenblogger.de




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    Christoph Scherbaum M.A. und Diplom-Betriebswirt Marc Schmidt sind die Gründer von dieboersenblogger.de. Der Social-Börsenblog wurde Ende 2008 im Zeichen der Finanzkrise von den zwei Finanzjournalisten gegründet und hat sich seither fest in der Börsenmedienlandschaft etabliert. Heute schreibt ein gutes Dutzend Autoren neben Christoph Scherbaum und Marc Schmidt über Aktien, Geldanlage und Finanzen. Weitere Informationen: www.dieboersenblogger.de.
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    Verfasst von 2Die Börsenblogger
    Der Fluch der Negativzinsen Es ist ein kaum vorstellbares Szenario, das der Ex-IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff für den Fall eines Ausbruchs einer neuen Finanzkrise aufzeigt: drastische Minuszinsen von -5 oder -6 Prozent und eine weitgehende Bargeldabschaffung. Maßnahmen, deren Erfolg nicht einmal gesichert ist.