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    Börsen-Zeitung: Hoffen auf Algier, Kommentar zum Ölmarkt von Dieter

    Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Wenn sich am Montag und Dienstag die

    internationale Ölbranche auf dem International Energy Forum in Algier

    trifft, wird es um nicht weniger gehen als darum, wie sich der

    Ölpreis in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird. Denn im

    Rahmen der Konferenz werden sich die Energieminister der großen Öl

    produzierenden Länder treffen. Sie wollen über eine konzertierte

    Aktion zur Stützung des Ölpreises entscheiden.

    Ähnliche Verhandlungen hatte es schon im April dieses Jahres in

    Doha gegeben. Dort waren sie gescheitert, mit dem Ergebnis, dass der

    Ölpreis noch einmal kräftig nachgegeben hatte. Diesmal scheinen die

    Gespräche zwar besser vorbereitet zu sein. In den vergangenen Wochen

    hat es hinter den Kulissen bereits fieberhafte Aktivitäten gegeben,

    wobei (fast) jeder mit jedem gesprochen hat. Aber auch diesmal ist

    die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass es zur Vereinbarung eines

    Maßnahmenpakets kommt, das wirklich in der Lage wäre, den Ölpreis zu

    stützen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

    Zum einen ist der Konflikt zwischen den beiden

    Opec-Schwergewichten Saudi-Arabien und Iran immer noch ungelöst. In

    dem Streit zwischen den beiden Ländern geht es um Marktanteile. Der

    Iran, der seine Förderung seit dem Ende der Sanktionen aus dem

    Atomstreit stark ausgebaut hat, möchte wieder die Position einnehmen,

    die er vor dem Streit innehatte. Das Land hat im August schon wieder

    3,8 Mill. Barrel pro Tag (bpd) exportiert, womit das Niveau von vor

    dem Atomstreit von rund 4 Mill. bpd fast erreicht ist. Die

    Exportoffensive des Iran geht vor allem auf Kosten Saudi-Arabiens.

    Dementsprechend sind die Saudis geneigt, ihre Marktposition mit allen

    Mitteln - sprich niedrigen Preisen - zu verteidigen und den Iranern

    gegenüber keine Zugeständnisse zu machen.

    Auf der anderen Seite ist Saudi-Arabien aber auf höhere Einnahmen

    angewiesen. Das auch im eigenen Land unbeliebte Regime erkauft sich

    das Stillhalten der Bevölkerung mit teuren Subventionen, die im Zuge

    des Ölpreisverfalls zu einem hohen Haushaltsdefizit geführt haben.

    Zudem will das Land in einer großangelegten Offensive die momentan

    fast hundertprozentige Abhängigkeit der saudischen Wirtschaft von den

    Öleinnahmen verringern und das Land modernisieren. Dazu benötigt das

    Regime viel Geld. Eine Finanzierungsmaßnahme ist der geplante

    Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Aramco. Das Aramco-IPO kann

    aber nur dann die gewünschten hohen Summen einspielen, wenn die

    Perspektive für den Ölpreis halbwegs ansprechend ist. Dies könnte die

    Kompromissbereitschaft der sunnitischen Saudis sogar mit Blick auf

    den schiitischen Erzfeind Iran deutlich vergrößern. Für eine Einigung

    hätte Saudi-Arabien aber die Kröte zu schlucken, dass der Iran erst

    ab einer Fördermenge von 4 Mill. bpd bereit ist, über eine Deckelung

    nachzudenken.

    Was den Kern der Maßnahmen betrifft, auf die sich die an diesen

    Gesprächen teilnehmenden Länder einigen könnten, so dürfte es

    lediglich um die erwähnte Deckelung und nicht etwa sogar um eine

    Reduzierung der Fördermengen gehen. Daher dürfte sich die Wirkung auf

    den Ölpreis von kurzfristigen Ausschlägen abgesehen in Grenzen halten

    - zumal die Internationale Energieagentur IEA zuletzt ihre

    Erwartungen für das globale Nachfragewachstum deutlich

    heruntergeschraubt hat. Ihre Analysten gehen jetzt erst für 2017 und

    nicht mehr für das laufende dritte Quartal 2016 von einem Abbau des

    Überangebots aus.

    Somit sind die folgenden beiden Szenarien die wahrscheinlichsten.

    So könnten einerseits die Gespräche erneut scheitern, mit dem

    Ergebnis, dass der Ölpreis abermals den Sinkflug antritt. Allerdings

    dürften die neuerlichen Verluste nicht so dramatisch ausfallen wie im

    Frühjahr. Einen Ölpreis von 30 Dollar wird die Welt wohl so schnell

    nicht wieder sehen.

    Andererseits könnte es eine mit warmen Worten formulierte

    Übereinkunft geben, mit der sich die Teilnehmer verpflichten, ihre

    Produktion nicht noch weiter zu steigern. Dies hätte zweifellos auf

    kurze Sicht einen positiven Einfluss auf den Ölpreis, der wieder über

    die Marke von 50 Dollar steigen und sich möglicherweise sogar auf 60

    Dollar zubewegen würde. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich

    der positive Effekt rasch abnutzt und dass der Ölpreis nach einem

    ersten Preissprung wieder abbröckelt. Ein wirklich nachhaltiger

    Ölpreisschub durch das Treffen wird von den wenigsten Beobachtern

    erwartet.

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