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     2625  0 Kommentare Quartalssaison und weiter

    Die Saison der Quartalsberichte für das abgelaufene dritte Quartal ist angelaufen. Die Zahlen von Alcoa, das Unternehmen, das diese Periode inoffiziell einläutet, haben enttäuscht, die hohen Erwartungen an die Gewinnentwicklung wurden nicht getroffen. Zudem wurde die Umsatzprognose reduziert. Das dürfte ein wichtiger Auslöser für den Einbruch des S&P 500 in der ersten Wochenhälfte gewesen sein. Auch schwache chinesische Handelsdaten belasteten, die Exporte gingen im Jahresvergleich um 10% zurück.

    Allgemein wird davon ausgegangen, dass im ersten Quartal das Tief der Gewinnentwicklung erreicht wurde. Im zweiten Quartal ging die Gewinnrezession erleichtert weiter, auch für das dritte Quartal wird bisher eine negative Entwicklung erwartet. Das wäre das fünfte, bzw. sechste Quartal in Folge. So weit mir bekannt, gab es eine solche Serie zumindest nach dem zweiten Weltkrieg bisher nicht.

    Hoffnungen auf eine bald wieder positive Gewinnentwicklung konzentrieren sich auf den Energiebereich, der zu etwa einem Fünftel in die Berechungen des S&P 500 eingeht. Seine Gewinne hängen eng mit der Entwicklung des Ölpreises zusammen. Die Ölpreise haben zu Jahresbeginn einen Boden gebildet (Brent Öl bei knapp 30 Dollar), dann erfolgte per Juni ein Anstieg auf rund 53 Dollar. Danach wurde Anfang August ein Tief bei 43 Dollar markiert, die aktuelle Notierung liegt wieder am oberen Ende des zuletzt etablierten Bereichs.

    Das zyklisch adjustierte und inflationsbereinigte KGV im S&P 500 (Shiller-CAPE) kommt gegenwärtig auf 26,5 – ein historisch hoher Wert. Auch das solchermaßen nicht bereinigte KGV liegt gegenwärtig bei 24,7.

    Solch hohe KGV-Bewertungen wie aktuell lassen sich auch in Zeiten von Liquiditätsflut nicht beliebig lange durchhalten. Die Erwartungen für die nächsten Quartale sind ambitioniert, so wird damit gerechnet, dass die Gewinne im vierten Quartal um 5,3% im Jahresvergleich steigen, im ersten Quartal 2017 sollen es sogar +12,3% werden (Chartquelle).

    Für die kurzfristige Entwicklung ist von Bedeutung, wie viele Unternehmen positiv überraschen. Wenn die Erwartungen nur tief genug angesiedelt sind, werden solche Fälle häufiger auftreten. In diesem Sinne sind die aktuell recht niedrig angesiedelten Erwartungen eher kursstützend.

    Die Frage ist, ob eine Gewinnentwicklung in dem erwarteten Ausmaß realistisch ist und zu dem mittlerweile recht weit entwickelten Konjunkturzyklus passt. Üblicherweise steigen die Gewinne nach einer Rezession an, gestützt durch niedrige Arbeitskosten und lockere Geldpolitik (niedrige Zinsen). Im Fortgang des Konjunkturzyklus erholt sich der Arbeitsmarkt. Je weiter er sich seiner Kapazitätsgrenze nähert, je stärker steigen die Arbeitskosten. Wenn die Produktivitätsentwicklung dies nicht kompensieren kann, sinkt das Gewinnpotenzial. Dies gilt auch, wenn die Marktmacht der Unternehmen nicht ausreicht, um die Preise zu steigern und so die gestiegenen Arbeitskosten an die Konsumenten weiter zu geben.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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