Niedrigzinsen und Geldpolitik
Bundesbank-Vorstand Dombret: EZB soll nicht länger Bankaufsicht verantworten
Seit zwei Jahren liegt die Verantwortung für die Bankenaufsicht im Euroraum bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Doch damit sollte nun Schluss sein, meint der für Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret.
Die Ziele der Geldpolitik und Bankenaufsicht können mehr und mehr auseinanderlaufen, betont Dombret im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z.). Denn gerade das andauernde Zinsumfeld ist für Banken und Sparkassen eine umso größere Heausforderung dar, je länger es anhalte und je abrupter der Ausstieg aus der Niedrigzinsphase erfolgen würde. „Um potentielle Interessenkonflikte zwischen der Rolle der EZB in der Geldpolitik und der in der Bankenaufsicht gar nicht erst aufkommen zu lassen, schlage ich vor, diese beiden Funktionen perspektivisch zu trennen.“ Dombret hält es für denkbar, dass für die Preisstabilität ein niedriger Zins besser wäre, aber aus Sicht der Bankenaufseher ein höherer.
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Trotz des Ertragsdrucks durch die niedrigen Zinsen sei das deutsche Bankensystem stabil. Doch könnten Probleme auftreten, sollte die Niedrigzinsphase noch länger fortbestehen. Dombret kündigte im ersten Halbjahr 2017 eine neue Zinsumfrage unter den deutschen Banken und Sparkassen an. In der zurückliegenden Umfrage aus dem Sommer 2015 hatte sich ergeben, dass den deutschen Instituten ein Ertragseinbruch bei lang anhaltenden Niedrigzinsen von 60 bis 70 Prozent droht. In der Zwischenzeit haben sich laut Dombret die Zinsszenarien verschlechtert.