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    Börsen-Zeitung  447  0 Kommentare Die größte Kaimaninsel, Kommentar zum Brexit von Andreas Hippin

    Frankfurt (ots) - Theresa May und ihr Schatzkanzler haben ihr
    Möglichstes getan, um eine glaubhafte Drohkulisse für den Fall
    aufzubauen, dass Brüssel dem britischen Wunsch nach einem
    Freihandelsabkommen nicht nachkommen sollte. Soll man auf dem
    Kontinent ruhig glauben, dass man die Steuern dann so lange senken
    wird, bis man zur größten Kaimaninsel der Welt geworden ist und
    Europas Unternehmer und Anleger über den Ärmelkanal schwimmen.
    Vielleicht tritt der ganze aufgestaute Groll gegen die
    eigenbrötlerischen Briten, die einen in der größten Krise der EU im
    Stich lassen wollen, dann etwas in den Hintergrund. Allerdings ist
    das Risiko groß, dass man in Brüssel den britischen Wunsch als
    Rosinenpickerei interpretiert, die man ja - koste es, was es wolle -
    verhindern wollte.

    Dabei hatte es die britische Premierministerin wohl einfach nur
    satt, als Theresa Maybe verspottet zu werden. Und so fasste sie vor
    den im Lancaster House versammelten Würdenträgern einfach einmal klar
    zusammen, was sich aus dem ergibt, was sie schon bei anderer
    Gelegenheit gesagt hatte: Großbritannien wird nicht nur die
    Staatengemeinschaft verlassen, sondern auch Binnenmarkt und
    Zollunion. Wie auch sonst könnte die am schnellsten wachsende
    G7-Volkswirtschaft die Zuwanderung aus den süd- und osteuropäischen
    Armutsregionen eindämmen? Wie sonst könnten sich britische Richter
    aus der Rechtshoheit des Europäischen Gerichtshofs freischwimmen? Und
    wie sonst könnte Großbritannien eigene Freihandelsabkommen
    abschließen?

    Auch dass der mit Brüssel ausgehandelte Deal, sollte es denn je zu
    einer Übereinkunft kommen, dem Parlament vorgelegt werden soll, ist
    keine Überraschung. Schließlich dreht sich der ernstzunehmende Teil
    der Rechtsstreitigkeiten zwischen Regierung und Brexit-Gegnern darum,
    ob schon für die Inanspruchnahme von Artikel 50 des Vertrags von
    Lissabon ein Votum der Volksvertretung erforderlich ist.

    Ach ja, Streit. Anders als von May dargestellt, ist die
    Bereitschaft, die Zukunft jenseits der EU-Außengrenze gemeinsam zu
    gestalten, denkbar gering. Von einer Versöhnung zwischen Brexiteers
    und Bremainians kann nicht die Rede sein. Die Gräben dürften eher
    noch tiefer werden. Auf den öffentlichen Dienst kann May nicht
    zählen, das haben die Rücktritte ranghoher Karrierebeamter wie
    Jonathan Hill und Ivan Rogers gezeigt. Sie kann nur hoffen, dass ihr
    Bluff nicht auffliegt und Brüssel die Zerstrittenheit des Landes
    nicht für sich ausschlachtet.

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